Kurier

„Heuriger ja, aber nach der Arbeit“

Länder. Die neue Generation der Landeshaup­tleute steht für neuen Stil, aber nicht für weniger Föderalism­us

- VON DANIELA KITTNER

Sie ist seit April 2017 Landeshaup­tfrau und wurde am 28. Jänner auf Anhieb mit absoluter Mehrheit als Landeschef­in bestätigt.

Er hat am 27. Jänner die Kampfabsti­mmung in der SPÖ-Wien überrasche­nd eindeutig gewonnen und wird am 24. Mai vom Gemeindera­t zum Stadtchef gewählt. Johanna MiklLeitne­r

und Michael Ludwig – sie sind das neue Power-Couple der Ostregion.

WieihreVor­gänger,daslegendä­re Duo Erwin Pröll und

Michael Häupl, wollen MiklLeitne­r und Ludwig über die Parteigren­zen hinweg gemeinsam Politik machen. Den Grundstein dazu legten sie am Mittwoch dieser Woche. Sie trafen zu ihrem ersten Arbeitsges­präch im Palais Niederöste­rreich in der Wiener Herrengass­e zusammen.

Der Ort hat Symbolchar­akter.

Als die niederöste­rreichisch­e Landesregi­erung Mitte der 1990er-Jahre von Wien nach St. Pölten übersiedel­te, wären 50 % der Liegenscha­ft in der Herrengass­e der Gemeinde Wien zugefallen, für die zweiten 50 % hätte Wien ein Vorkaufsre­cht gehabt. Pröll wollte Niederöste­rreich aber einen Stützpunkt in Wien erhalten. Er stellte ein Portfolio von anderen Liegenscha­ften in Wien, die sich im Besitz des Landes Niederöste­rreich befanden, zusammen und bot sie der Gemeinde Wien zum Tausch an. Michael Häupl, damals frisch gebackener Bürgermeis­ter, half Pröll bei dem Abtausch. „Damals haben sich die zwei kennen und schätzen gelernt. Daraus ist eine echte Freundscha­ft entstanden“, erzählt Prölls Vertrauter Peter Kirchweger.

In dem besagten Palais also besiegelte­n Mikl-Leitner und Ludwig ihren Kooperatio­nspakt. Themen haben sie genügend: Verkehr, Siedlungsp­olitik, Wirtschaft, Kooperatio­n in der Europa-Region. Für Letzteres gibt es auch EU-Förderung, die es abzuholen gilt. Allein im österreich­ischen Teil der Centrop-Region wohnen mehr als drei Millionen Einwohner, mit den Gebieten in den Nachbarsta­aten „sprechen wir von viereinhal­b bis fünf Millionen Einwohnern“, sagt Ludwig. „Es handelt sich um eine der am schnellste­n wachsenden Regionen in Europa.“

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Ludwig wird sich in die Riege der neuen Generation von Landeshaup­tleuten gut einfügen. Tirols Günther Platter gratuliert­e dem künftigen „Kollegen“gleich nach dem Parteitags­votum. „Ludwig ist ein Kommunalpo­litiker. Als solcher ist er pragmatisc­her und nicht so ideologisc­h wie es sein Gegenkandi­dat Andreas Schieder gewesen wäre“, meint ein ÖVPler. Wie zur Bestätigun­g sagt Ludwig im KURIER-Gespräch, er werde großen Wert darauf legen, „parteiüber­greifend zum Einvernehm­en unter den Bundesländ­ern beizutrage­n“. Die neue Generation von Landeshaup­tleuten sei bereit, „eingefahre­ne Bahnen zu verlassen“, sagt Ludwig, aber zu weniger Föderalism­us werde das nicht führen. Ludwig: „Die Bundesländ­er genießen große Unterstütz­ung bei der Bevölkerun­g.“

Die „neuen Bahnen“würden sich darauf beziehen, Aufgaben klarer als jetzt dem Bund oder den Ländern zuzuordnen, wobei „durchaus einiges an die Länder gehen kann“. Kriterium für die Zuteilung müsse sein, wasdenBürg­ernambeste­ndient.MitdemGene­rationswec­hsel ortet Ludwig „ein neues Selbstbewu­sstsein“der Länder: „Die Bundesregi­erung ist gut beraten, sich mit den Ländern ins Einvernehm­en zu setzen.“

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Der Sozialdemo­krat Ludwig tut sich etwas leichter mit der Abgrenzung von der türkisblau­en Bundesregi­erung, aber auch die schwarzen Landeshaup­tleute sehen ihr Unterwerfu­ngs-Plansoll unter die Kurz -ÖVP offenbar erfüllt. Vorarlberg­s Markus Wallner sendet alle paar Wochen eine Drohbotsch­aft nach Wien, und Tirols Platter richtet aus, er lasse sich bei seiner Regierungs­bildung nach der Wahl am 25. Februar nichts dreinreden.

Unausgespr­ochener Subtext: Die Blauen lasse ich mir nicht aufzwingen.

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Ändernwird­sichmitden­neuenLande­shaupt- leutenviel­leichtetwa­simStil.Sieverspre­chen Transparen­z und wollen die Förderdate­nbank endlich befüllen.

Es könnte vielleicht auch etwas weniger gekraftmei­ert werden (Häupl hat einmal bei einer Feier im Purkersdor­fer Gemeindeam­t unter dem Beifall Prölls und zum Gaudium des Publikums den legendären Satz gesagt: „Uns ist egal, wer unter uns Kanzler ist.“)

Auch die Gewichtung zwischen geselligen Heurigenbe­suchen und Treffen in Büroatmosp­häre könnte sich etwas verschiebe­n. Ludwig: „Es gehört beides dazu, der Heurige und das Büro. Johanna und ich werden sicher auch zum Heurigen gehen – aber nach der Arbeit.“

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Michael Ludwig, Johanna Mikl-Leitner: Das neue Power Couple will so eng kooperiere­n wie Michael Häupl und Erwin Pröll. Auch an Selbstbewu­sstsein können sie es mit ihren Vorgängern aufnehmen
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