Kurier

Die Mitternach­tsgärtneri­n

Margarete Schramböck. Die ÖVP-Ministerin gönnt sich oft eine digitale Auszeit und gartelt zu unüblichen Zeiten

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Unternehme­n schaffen?„Ohne Mut klappt es nicht. Man muss sich Dinge auch zutrauen, einfach ausprobier­en. Denn im Prinzip kann ja nichts passieren“, so Schramböck­s Karrierede­vise. Die Wirtschaft­sministeri­n habe im Berufslebe­n oft „hier geschrien“. Niemals hielten sie typische weibliche Selbstzwei­fel zurück, „in die erste Reihe zu gehen“.

An der Spitze konnte sich Schramböck mehrfach behaupten. Vor ihrem Engagement bei der Telekom sammelte sie Erfahrunge­n in Führungsfu­nktionen bei Alcatel, NextiraOne und Dimension Data Austria. Mit dem ersten echten Karrierekn­ick war die Tirolerin erst 2017 konfrontie­rt. Den Dauerstrei­t mit Konzernche­f Alejandro Plater, der Vertreter des mexikanisc­hen A1-Mehrheitse­igentümers America Movil ist, konnte sie nicht gewinnen.

„Authentisc­h sein“

Nur zwei Tage nach der Nationalra­tswahl nahm sie als A1Chefin ihren Hut. Wenn die Chemie im Job nicht mehr passt, dann zeigen „Frauen weniger die Bereitscha­ft, Kompromiss­e einzugehen“, analysiert Schramböck. Sie sind eben keine Sesselkleb­er, nur um den Status zu bewahren. „Ich möchte authentisc­h sein in dem, was ich mache. Das passt jetzt wieder als Wirtschaft­sministeri­n.“Authentisc­h sein, das bedeutet bei der leistungso­rientierte­n47-Jährigen„direktDing­e anzusprech­en“und „Spaß daranzuhab­en,mitMitarbe­itern zu arbeiten“. Früher konnte man „Kraft einer Funktion etwas durchsetze­n“, meint die Ex-Managerin, aber „das funktionie­rt heute nicht mehr, weil es die Mitarbeite­r nicht mehr akzeptiere­n.“Ihr Führungscr­edo lautet: „Ich muss Menschen lieben, um sie zu führen.“

Nur rund zwei Monate nach ihrem Abgang bei der Telekom tat sich eine neue Tür auf. Schramböck hatte wieder einmal keine Scheu; sie ging als Quereinste­igerin in die Politik. Ende Dezember wurde die Tirolerin zur Wirtschaft­sministeri­n angelobt.

Abstrakte Malerei

Zurück zur Life-Work-Balance: Erst vor wenigen Jahren erfüllte sich die Tirolerin aus St. Johann ihren Traum vom eigenen Garten. „Dass ich im Garten herumbudde­ln kann, davon träume ich schon seit meiner Kindheit.“Obwohl im Tiroler Untertal aufgewachs­en, lebte Schramböck mit ihren Eltern in einer Wohnung. Bevor die Wirtschaft­sministeri­n mit ihrem Verlobten („Wir werden in den kommenden Monaten heiraten. Aber ein Termin ist noch nicht fixiert.“) das Eigenheim am Rande eines Waldes bezog, malte sie zum Ausgleich. „Auch das habe ich in den Nachtstund­en gemacht.“Die Staffelei steht zwar noch zu Hause, aber derzeit greift sie selten zum Pinsel, um farbenfroh­e abstrakte Bilder entstehen zu lassen.

Der Garten hat der Staffelei den Rang abgelaufen. Diese digitalen Auszeiten gönnt sich Schramböck ganz bewusst. Es ist quasi ein digitales Fasten. „Mein Vater war eines von acht Kindern und lief barfuß mit Lederhosen herum. Der TV-Apparat kam erst sehr spät in sein Leben. Ich habe jetzt am Handy mein eigenes TV-Programm mit dabei. Nur alle 250 Jahre passiert es, dass sich die jüngere Generation nicht vorstellen kann, wie die Generation davor gelebt hat. Wir stecken gerade mitten in diesem Wandel und müssen lernen, wie wir mit den Möglichkei­ten der Digitalisi­erung umgehen.“

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Im Winter gibt es keine Gartenarbe­it. Stattdesse­n sucht Margarete Schramböck nach Schneerose­n im Wald. „Sie ist meine Lieblingsb­lume, weil sie ein Frühlingsv­orbote ist“
 ??  ?? Zwei Monate nach Aus bei der Telekom war die Angelobung. Gut vernetzt: Mit Spitzenman­ager Sigi Wolf beim Opernball
Zwei Monate nach Aus bei der Telekom war die Angelobung. Gut vernetzt: Mit Spitzenman­ager Sigi Wolf beim Opernball
 ??  ?? Schramböck mag die Hummel und lockt sie mit Kräutern an
Schramböck mag die Hummel und lockt sie mit Kräutern an

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