Kurier

5000 Euro und dennoch keine Spur

Auch eine Prämie für Hinweise auf den mutmaßlich­en Doppelmörd­er brachte die Polizei nicht weiter

- VON ELISABETH HOLZER

130.000 Klicks hatte Friedrich Felzmanns Video, in dem er sich über angebliche Behördenwi­llkür beschwerte. „Alles Hitler oder wie oder was?“ist mittlerwei­le von YouTube entfernt worden. Der Clip wurde erst populär, als der Steirer des Doppelmord­es verdächtig­t wurde. Zuvor hatte Felzmann auf seinem Videokanal nur 250 Abonnenten.

Vor 16 Wochen soll der 66-Jährige in Stiwoll zwei Nachbarn erschossen und eine weitere Frau schwer verletzt haben. Seither führt der Steirer– gemeinsam mit Tibor Foco – die Liste der meistgesuc­hten Flüchtigen Österreich­s an und ist auch einer der 65 „Most Wanted“Europas. Felzmann flüchtete am 29. Oktober mit seinem Kastenwage­n, den er zehn Kilometer vom Tatort entfernt im Wald abstellte. Am 30. Oktober wurde das Auto gefunden.

Das war der letzte handfeste Hinweis auf den Verbleib des Verdächtig­en, sieht man von einer Zeichnung ab, die 400 Meter vom Kastenwage­n entfernt am Waldboden lag. Sie könnte von Felzmann stammen, sicher ist das aber nicht: Eine Skizze eines Torbogens ist darauf zu sehen; möglich, dass sie auf der Flucht verloren ging. Die Hoffnung, dass dies eine Spur zu einem möglichen Versteck sein könnte, erfüllte sich nicht.

Keine Erkenntnis­se

400 Hinweise gingen in diesen 112 Tagen ein, ebenso viele Menschen wurden befragt, Suchaktion­en mit Infrarotka­meras und Hunden erfolgten. Doch all das brachte die Polizei bei ihren Ermittlung­en nicht weiter. Die eigens eingericht­ete „Sonderkomm­ission Friedrich“musste drei Monate nach ihrer Gründung wieder aufgelöst werden − sie konnte keine Ergebnisse liefern, außer jenen, dass keine Spuren zu dem Flüchtigen zu finden seien.

„Wir haben alles berücksich­tigt, was es zu berück- sichtigen gab“, bedauert Renè Kornberger, er leitete die „Soko Friedrich“. „Aber wir haben keinen Anhaltspun­kt, wo sich der Beschuldig­te aufhält.“Felzmann wurde im weitläufig­en Wald rund um die Gemeinde vermutet, die Kriminalps­ychologen gingen jedenfalls davon aus. „Er fühlt sich im Wald wohl, kennt sich dort aus“, begründete Profiler Werner Schlojer vom Bundeskrim­inalamt seine Einschätzu­ng. Doch je mehr Zeit verstrich, desto unwahrsche­inlicher wurde die Theorie. „So viel kann man sagen: Er hält sich nicht mehr in Stiwoll auf“, betonte Ex-„Soko“-Leiter Kornberger Ende Jänner. Es wächst der Eindruck, dass der Verdächtig­e nicht mehr lebt: „Üblicherwe­ise gibt es innerhalb von drei Monaten irgendeine­n Hinweis, Geldbewegu­ngen, Kontaktauf­nahmen.“All das fehlt bei Felzmann.

Das letzte Hilfsmitte­l

Fürden Fall, dassernoch­leben sollte, wählte die Polizei als letztes Hilfsmitte­l Geld. Eine Prämie von 5000 Euro wird für jenen Hinweis versproche­n, der zu Friedrich Felzmann führt. Die Maßnahme ist aber auch schon wieder drei Wochen alt und brachte − nichts. „Direkt nach der Bekanntgab­e der Auslobung der Prämie sind einige neue Hinweise eingegange­n“, heißt es seitens der Landespoli­zeidirekti­on Steiermark. „Denen sind wir nachgegang­en, aber sie haben nichts ergeben.“Die Summe zu erhöhen, um mehr Tipps zu bekommen, ist derzeit kein Thema.

5000 Euro sind nicht die höchste Belohnung, die derzeit in Österreich für Hinweise auf mutmaßlich­e Verbrecher wartet: Nach dem Mord am Wiener Friseur Arnold S. im November 2016 wurden 20.000Euroaus­gelobt.Indem Fall suchen Polizei und Justiz nach einem unbekannte­n Täter, deshalb sei die Summe höher, heißt es. Zum Vergleich: Für Tipps auf Tibor Foco, Österreich­s am längsten untergetau­chten Flüchtigen, gibt es 2900 Euro.

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BKA Für Hinweise auf Friedrich Felzmann gibt es eine Prämie

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