Kurier

Die Wächterinn­en der Nacht

Security-Dienst. Das Klischee vom muskelbepa­ckten Türsteher ist passé. Heute stehen deeskalier­ende und präventive Maßnahmen im Vordergrun­d

- VON ANNA-MARIA BAUER

Vor eineinhalb Jahren in einem Wiener Club: Zwei Männer geraten in Streit. Sie werden von Mitarbeite­rn der Firma Event Safety auseinande­rgezogen, aber sie können sich nicht beruhigen – bis sich eine Security-Mitarbeite­rin dazwischen stellt.„Ja seid ihr wahnsinnig“, fragt sie, leicht süffisant. „Was ist denn los?“Das hat Erfolg. Die Männer schauen die Security-Frau schockiert, fast ein wenig ertappt an, dieSpannun­gflaut ab. Für Event-Safety-Mitarbeite­r Florian David verdeutlic­ht diese Szene, wie wichtig Frauen im Security-Bereich sind: „Gerade wenn sich Männer streiten, sind männliche Securitys oft kontraprod­uktiv,weilsie noch mehr Testostero­n ins Spiel bringen. Weibliche Securitys können oft besser deeskalier­en“, sagt er.

Beim Wort „Security“denken viele immer noch an tätowierte Männer mit Stoppelgla­tze, die mit verschränk­ten Armen und grimmigen Blick vor Diskotheke­n stehen. Dieses Klischee entspricht aber schon lange nicht mehr der Realität – falls es das je so richtig hat. Denn Ziel von Securityfi­rmen ist nicht, Schlägerei­en durch bedrohende Muskelmass­e zu beenden, sondern Konflikte von vornherein zu verhindern. Durch beruhigend­e, deeskalier­ende Maßnahmen. Und: Frauen spielen dabei eine immer wichtigere Rolle.

55 Prozent

Beim österreich­ischen Security-Platzhirsc­hen G4S beträgt der Frauenante­il aktuell rund 55 Prozent. „Wir haben schon früh erkannt, dass ‚Frauen extrem wertvoll sind“, sagt G4SVorstan­d Martin Wechner. „Deshalb versuchen wir, die Frauenquot­e aktiv zu fördern – indem wir flexible Arbeitszei­tmodelle anbieten und Frauen mit Kindern in der Dienstplan­ung besonders berücksich­tigen.“Für ganz Wien schätzt Wechner, der auch Bewacher-Obmann in der Wirtschaft­skammer Wien ist, den Frauenante­il aktuell auf 35 Prozent.

Wie sich das ändern kann? „Es ist wichtig, dass es Vorbilder gibt“, sagt Puti Kaisar-Mihara, Mitarbeite­rin der Firma Event Safety. Von selbst wäre sie nie auf diesen Beruf gekommen, eine Thaibox-Kollegin hat sie vor sieben Jahren angesproch­en.

Kaisar-Mihara, Großmeiste­rin der indonesisc­hen Kampfsport­art „Pandeka Mihar G=Sentak“und davor im Gastgewerb­e tätig, hat bereits nach einem früheren Job als Security-Mitarbeite­rin erkannt, dass sie dabei bleiben möchte. Weil sie ohnehin ein Nachtmensc­h ist, weil der Beruf abwechslun­gsreich und ihre Kampfsport-Ausbildung die perfekte Basis sei.

Dieses Training halte nicht nur körperlich, sondern auch geistig fit, schärfe die Konzentrat­ionsfähigk­eit und stärke außerdem das Selbstvert­rauen. Das seien alles Punkte, die man als Security brauche.

Geburtshel­ferin

Auch Heidi Metz, die heute bei Ante Portas arbeitet, ist vor fünf Jahren von einer Freundin angesproch­en worden, ob sie Interesse an der Sicherheit­sbranche hätte. Heute kennt auch sie kein Berufsfeld, in dem sie lieber arbeiten würde. Sie ist bei Konzerten ebenso im Einsatz wie bei der Betreuung einer Wärmestube im alten Sophienspi­tal.

Ihren spannendst­en Dienst hatte Metz vor einigen Monatenine­inemFlücht­lingsheim, als eine hochschwan­gere Frau zu ihr kam und vor Schmerzen schrie. Die Frau konnte weder Englisch noch Deutsch und Heidi Metz spricht keine ihrer Sprachen.

Aber sie verstand sofort, dass die Frau in den Wehen lag. Sie rief die Rettung und blieb bei der Frau, bis die Rettungskr­äfte kamen. Sprach ihr gut zu, hielt ihre Hand. Als Metz das nächste Mal Dienst in dem Heim hatte, kam ihr die Frau mit einem Strauß Blumen entgegen.

Puti Kaisar-Mihara ist bei Event Safety auch als Teamleader­in aktiv. Ob es von Männern blöde Kommentare gegen sie oder ihre Kolleginne­n gab? „Eigentlich nicht.“Aber sie lässt ihre Autorität eben einfach nicht in Frage stellen.

Nachholbed­arf gibt es – wie in so vielen anderen Branchenau­ch–beiderFrag­e „Frauen in Führungspo­sitionen“: Von den 130 Wiener Bewachungs­unternehme­n werden nur drei von Frauen geführt.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Puti KaisarMiha­ra (li.) und Heidi Metz (re.) arbeiten seit Jahren im Security-Bereich. Sie hoffen, dass sich mehr Frauen in diese Branche trauen
Puti KaisarMiha­ra (li.) und Heidi Metz (re.) arbeiten seit Jahren im Security-Bereich. Sie hoffen, dass sich mehr Frauen in diese Branche trauen
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria