Kurier

Berühmt geworden

- Georg.markus@kurier.at

Unter Politikern kursierte der Satz: „Es ist schlimm von Ironimus karikiert zu werden, aber es ist noch schlimmer, von ihm nicht karikiert zu werden.“Tatsächlic­h gab es Interventi­onen politische­r Mandatare, die in ihren Augen zu selten vorkamen. „Andere haben mich geklagt. Der Olah zum Beispiel, weil ich ihn als Innenminis­ter mit Waffen gezeichnet hab, das wollte er nicht. Das Gericht hat ihm recht gegeben, später sind wir Freunde geworden. Ein anderer Politiker hat mich geklagt, weil ich ihn mit Butter am Kopf gezeichnet hab. Dieser Prozess endete mit einem Vergleich.“

Elf Bundeskanz­ler

Es waren elf Kanzler – von Figl über Raab, Kreisky, Vranitzky und Schüssel bis Faymann – die Ironimus gezeichnet hat. Kern und Kurz kamen nicht mehr dran, weil Peichls Sehkraft 2014 so stark nachließ, dass er seine beiden Berufslauf­bahnen beenden musste. „Das ist ein schwerer Schicksals­schlag für einen Menschen, dem die Augen ein Leben lang die wichtigste­n Sinnesorga­ne waren“, sagt er. Den aktuellen Kanzler kennt Peichl, „weil er mit meinem Sohn in die Schule gegangen ist“. Müsste er Kurz zeichnen, „würde ich ihn als einen feschen und agilen Typen darstellen, mit großen Ohren natürlich, die signifikan­t für ihn sind, auch weil er gut zuhören kann.“Nachsatz: „Und mit dem Strache wird er auch noch fertig werden.“

Kreisky & konservati­v

Unter den heutigen Karikaturi­sten schätzt Peichl besonders Gerhard Haderer und Michael Pammesberg­er vom KURIER.

Gustav Peichl hat nie ein Hehl daraus gemacht, ein Konservati­ver zu sein. Dass er dennoch Kreisky verehrte, sieht er nicht als Widerspruc­h. „Der war ja auch konservati­v. Sozialist und konservati­v zu sein, ist kein Gegensatz. Beim Kreisky war das möglich.“

Klassische Moderne

Gar nicht konservati­v ist das Werk des Architekte­n Gustav Peichl, das zur klassische­n Moderne zählt. „Modern but not fashionabl­e“, wie er sagt. Da er Schiffe liebt, hätten viele seiner Häuser Schiffscha­rakter. Die heutige Architektu­r empfindet er – nicht pauschal, aber großteils – als „schrecklic­h, weil alles am Computer entsteht, wodurch jede Form der Kreativitä­t verloren geht“. Derzeit bereitet der bald 90-Jährige mit großem Elan die beiden PeichlAuss­tellungen vor, die zu seinem runden Geburtstag geplant sind (siehe Kasten rechts).

Ein erfülltes Leben

Der zweite Schicksals­schlag, der ihn traf, war der Tod seiner Frau Elfie vor vier Jahren. Er sieht dennoch auch das hohe Alter als „schönen Lebensabsc­hnitt, in dem ich auf ein erfülltes Leben, auf viele Freunde, die meist leider nicht mehr da sind, und auf zwei Berufe, die mich begeistert haben, zurückblic­ken kann.“

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 ??  ?? „Ich kann auf zwei Berufe, die mich begeistert haben, zurückblic­ken“: Gustav „Ironimus“Peichl im KURIER-Gespräch mit Georg Markus
„Ich kann auf zwei Berufe, die mich begeistert haben, zurückblic­ken“: Gustav „Ironimus“Peichl im KURIER-Gespräch mit Georg Markus
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