Berühmt geworden
Unter Politikern kursierte der Satz: „Es ist schlimm von Ironimus karikiert zu werden, aber es ist noch schlimmer, von ihm nicht karikiert zu werden.“Tatsächlich gab es Interventionen politischer Mandatare, die in ihren Augen zu selten vorkamen. „Andere haben mich geklagt. Der Olah zum Beispiel, weil ich ihn als Innenminister mit Waffen gezeichnet hab, das wollte er nicht. Das Gericht hat ihm recht gegeben, später sind wir Freunde geworden. Ein anderer Politiker hat mich geklagt, weil ich ihn mit Butter am Kopf gezeichnet hab. Dieser Prozess endete mit einem Vergleich.“
Elf Bundeskanzler
Es waren elf Kanzler – von Figl über Raab, Kreisky, Vranitzky und Schüssel bis Faymann – die Ironimus gezeichnet hat. Kern und Kurz kamen nicht mehr dran, weil Peichls Sehkraft 2014 so stark nachließ, dass er seine beiden Berufslaufbahnen beenden musste. „Das ist ein schwerer Schicksalsschlag für einen Menschen, dem die Augen ein Leben lang die wichtigsten Sinnesorgane waren“, sagt er. Den aktuellen Kanzler kennt Peichl, „weil er mit meinem Sohn in die Schule gegangen ist“. Müsste er Kurz zeichnen, „würde ich ihn als einen feschen und agilen Typen darstellen, mit großen Ohren natürlich, die signifikant für ihn sind, auch weil er gut zuhören kann.“Nachsatz: „Und mit dem Strache wird er auch noch fertig werden.“
Kreisky & konservativ
Unter den heutigen Karikaturisten schätzt Peichl besonders Gerhard Haderer und Michael Pammesberger vom KURIER.
Gustav Peichl hat nie ein Hehl daraus gemacht, ein Konservativer zu sein. Dass er dennoch Kreisky verehrte, sieht er nicht als Widerspruch. „Der war ja auch konservativ. Sozialist und konservativ zu sein, ist kein Gegensatz. Beim Kreisky war das möglich.“
Klassische Moderne
Gar nicht konservativ ist das Werk des Architekten Gustav Peichl, das zur klassischen Moderne zählt. „Modern but not fashionable“, wie er sagt. Da er Schiffe liebt, hätten viele seiner Häuser Schiffscharakter. Die heutige Architektur empfindet er – nicht pauschal, aber großteils – als „schrecklich, weil alles am Computer entsteht, wodurch jede Form der Kreativität verloren geht“. Derzeit bereitet der bald 90-Jährige mit großem Elan die beiden PeichlAusstellungen vor, die zu seinem runden Geburtstag geplant sind (siehe Kasten rechts).
Ein erfülltes Leben
Der zweite Schicksalsschlag, der ihn traf, war der Tod seiner Frau Elfie vor vier Jahren. Er sieht dennoch auch das hohe Alter als „schönen Lebensabschnitt, in dem ich auf ein erfülltes Leben, auf viele Freunde, die meist leider nicht mehr da sind, und auf zwei Berufe, die mich begeistert haben, zurückblicken kann.“