Wenn Experten Blödsinn verzapfen
Als Tschechen und Slowaken noch eine Nation bildeten, gab es mit Vlastimil Bubnik einen CSSRSportler, der sowohl im Eishockey als auch im Fußball Nationalspieler war; und in Österreich einen begnadeten Allrounder namens Fred Huber, der als Eishockey-Nationaltorhüter Gegner zur Verzweiflung und mit Clownerien im Daviscup Tennisfans zum Lachen brachte.
So eine Zweigleisigkeit hielt man in Zeitalter extremer Spezialisierung längst für unmöglich. Irrtum. Die Tschechin Ester Ledecka, 22, hat im olympischen alpinen Damen-Super-GRennen das Gegenteil bewiesen. Die (in Prag geborene) Snowboard-Weltmeisterin fuhr mit Nummer 26 um einen Wimpernschlag schneller als
Anna Veith, die sich schon als Siegerin gewähnt hatte.
Annas Silber glänzte in Anbetracht ihrer langen Verletzungspause trotzdem wie Gold. Befand auch Vizekanzler
Heinz-Christian Strache, der vor Ort in Südkorea gratulierte.
Falsch getippt
Zu Olympiabeginn hatte den rechten Sportminister just die
Kronen-Zeitung bei einer Sportprüfung am falschen, linken Fuß erwischt, als Strache auf die Frage, wer der letzte österreichische Abfahrts-Olympiasieger sei, Michael Walchhofer
(Silber 2006) nannte.
So ein Hoppala wird Österreichs neuem Obersportler, sofern seine Expertenmeinung in vier Jahren noch gefragt ist, bei den nächsten Spielen in Peking sicher nicht passieren, zumal die Kärntner Familie Mayer endgültig eine Sonderstellung in der Skihistorie einnimmt. Man kann’s nicht oft genug wiederholen:
Matthias Mayer Olympiasieger 2014 in der Abfahrt und Olympiasieger 2018 im SuperG, Vater Helmut Mayer OlympiaZweiter 1988 im Super-G.
Der Super-G, dieses Mittelding aus Abfahrt und Riesenslalom, war erst 1988 ins OlympiaProgramm aufgenommen (und bei den Damen von Sigrid Wolf gewonnnen) worden.
Spätestens seit Hermann Maier, seit der Flachauer Superman den Super-G 1998 in Nagano gewann, scheint diesen Alpindisziplin ein Garant für Superlative zu sein. Bei den selben Spielen 1998 durften – in des Herminators Schatten – erstmals auch Snowboarder um olympisches Edelmetall kämpfen. Und damit gegen das Vorurteil ankämpfen, wonach es sich nur um eine winterliche Protestbewegung spätpubertärer Schneerutscher handle.
20 Jahre danach hat die Snowboarderin Ledecka, einem sportlichem Wunder gleichend, die Krönung eines sportmedizinisches Wunders verhindert. Nämlich den zweiten Super-G-Olympiasieg der rekonvaleszenten Anna Veith (vormals Fenninger). Letztere wirkte, obwohl voreilig gefeiert gewesen, sympathisch rasch wieder gefasst. Sie käme mit Snowboardern trotzdem ganz gut aus, sagte die um eine Hundertselkunde geschlagene Anna – lächelnd darauf anspielend, dass ihr Mann Michael Veith ein ehemaliger WeltcupSnowboarder sei.
Dumm geredet
Was Bode Miller hingegen als nunmehrigem TV–Analytiker von NBC und Eurosport nach dem Damen-Riesenslalom zur Behauptung bewog, die Ehe habe Anna V. nicht gutgetan, bleibt unergründlich. Aber der Vater von vier Kindern, die drei verschiedene Mütter haben, hatte schon als Rennläufer oft zuerst geredet und dann erst nachgedacht.