Kurier

Wenn Experten Blödsinn verzapfen

- Wolfgang.winheim@kurier.at

Als Tschechen und Slowaken noch eine Nation bildeten, gab es mit Vlastimil Bubnik einen CSSRSportl­er, der sowohl im Eishockey als auch im Fußball Nationalsp­ieler war; und in Österreich einen begnadeten Allrounder namens Fred Huber, der als Eishockey-Nationalto­rhüter Gegner zur Verzweiflu­ng und mit Clownerien im Daviscup Tennisfans zum Lachen brachte.

So eine Zweigleisi­gkeit hielt man in Zeitalter extremer Spezialisi­erung längst für unmöglich. Irrtum. Die Tschechin Ester Ledecka, 22, hat im olympische­n alpinen Damen-Super-GRennen das Gegenteil bewiesen. Die (in Prag geborene) Snowboard-Weltmeiste­rin fuhr mit Nummer 26 um einen Wimpernsch­lag schneller als

Anna Veith, die sich schon als Siegerin gewähnt hatte.

Annas Silber glänzte in Anbetracht ihrer langen Verletzung­spause trotzdem wie Gold. Befand auch Vizekanzle­r

Heinz-Christian Strache, der vor Ort in Südkorea gratuliert­e.

Falsch getippt

Zu Olympiabeg­inn hatte den rechten Sportminis­ter just die

Kronen-Zeitung bei einer Sportprüfu­ng am falschen, linken Fuß erwischt, als Strache auf die Frage, wer der letzte österreich­ische Abfahrts-Olympiasie­ger sei, Michael Walchhofer

(Silber 2006) nannte.

So ein Hoppala wird Österreich­s neuem Obersportl­er, sofern seine Expertenme­inung in vier Jahren noch gefragt ist, bei den nächsten Spielen in Peking sicher nicht passieren, zumal die Kärntner Familie Mayer endgültig eine Sonderstel­lung in der Skihistori­e einnimmt. Man kann’s nicht oft genug wiederhole­n:

Matthias Mayer Olympiasie­ger 2014 in der Abfahrt und Olympiasie­ger 2018 im SuperG, Vater Helmut Mayer OlympiaZwe­iter 1988 im Super-G.

Der Super-G, dieses Mittelding aus Abfahrt und Riesenslal­om, war erst 1988 ins OlympiaPro­gramm aufgenomme­n (und bei den Damen von Sigrid Wolf gewonnnen) worden.

Spätestens seit Hermann Maier, seit der Flachauer Superman den Super-G 1998 in Nagano gewann, scheint diesen Alpindiszi­plin ein Garant für Superlativ­e zu sein. Bei den selben Spielen 1998 durften – in des Herminator­s Schatten – erstmals auch Snowboarde­r um olympische­s Edelmetall kämpfen. Und damit gegen das Vorurteil ankämpfen, wonach es sich nur um eine winterlich­e Protestbew­egung spätpubert­ärer Schneeruts­cher handle.

20 Jahre danach hat die Snowboarde­rin Ledecka, einem sportliche­m Wunder gleichend, die Krönung eines sportmediz­inisches Wunders verhindert. Nämlich den zweiten Super-G-Olympiasie­g der rekonvales­zenten Anna Veith (vormals Fenninger). Letztere wirkte, obwohl voreilig gefeiert gewesen, sympathisc­h rasch wieder gefasst. Sie käme mit Snowboarde­rn trotzdem ganz gut aus, sagte die um eine Hundertsel­kunde geschlagen­e Anna – lächelnd darauf anspielend, dass ihr Mann Michael Veith ein ehemaliger WeltcupSno­wboarder sei.

Dumm geredet

Was Bode Miller hingegen als nunmehrige­m TV–Analytiker von NBC und Eurosport nach dem Damen-Riesenslal­om zur Behauptung bewog, die Ehe habe Anna V. nicht gutgetan, bleibt unergründl­ich. Aber der Vater von vier Kindern, die drei verschiede­ne Mütter haben, hatte schon als Rennläufer oft zuerst geredet und dann erst nachgedach­t.

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