Yücels Heimkehr
Der deutsch-türkische Journalist (mit Doppelstaatsbürgerschaft) Deniz Yücel ist am Freitag aus der Haft entlassen worden und nach Berlin geflogen. Yücel war in einem grotesken Ermittlungsverfahren ein Jahr im Gefängnis gesessen, bevor Anklage gegen ihn erhoben wurde. 18 Jahre Haft fordert der türkische Staatsanwalt dafür, dass der Welt-Reporter seinen Job machte. Yücel verließ sofort das Land, mit einem Charterf lug, den sein Arbeitgeber bereitstellte.
Die Story endet hier naturgemäß nicht. Denn einerseits schäumte die AfD, dass man zwar für einen derart unbotmäßigen Journalisten Flüge auf Staatskosten durchführe (was nicht stimmt, weil der Verlag das zahlte), und überhaupt möge Herr Yücel dorthin zurückkehren, wo er herkomme. „Ein unser Land regelrecht hassender ‚Journalist‘, der nicht nur einmal die Grenzen des guten Geschmacks verließ, sollte eigentlich keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen“, hieß es (siehe Seite 10).
Die Geschichte geht auch in Istanbul weiter: Neben Yücel, dessen deutscher Pass auch eine entsprechende außenpolitische Anstrengung bedingt, sitzen Hunderte Berichterstatter unter fadenscheiniger Begründung in der Zelle. Drei von ihnen wurden am Tag seiner Ausreise zu lebenslanger Haft verurteilt.
Man kann in der Türkei sehen, wie ein Rechtsstaat aussieht, den sich autoritäre Politiker wünschen. Insofern muss man AfD & Co. dankbar sein, dass sie ihre Absichten so offen zu erkennen geben.