Kurier

„Illegales Glücksspie­l ist oft kaum zu knacken“

Glücksspie­l. Illegale Betreiber ersetzen beschlagna­hmte Automaten sofort durch neue.

- VON JOSEF ERTL

„Wir haben in Oberösterr­eich ein riesengroß­es Probem mit dem Glücksspie­l“, sagt Landesrat Elmar Podgorsche­k im Gespräch mit dem KURIER. Es gebe eine enorme Dunkelziff­er von illegalen Automaten. „Wir haben im vergangene­nJahr1067A­utomaten beschlagna­hmt. Das ist die Hälfte aller in Österreich konfiszier­ten Geräte. Das Problem ist, dass sie zwar beschlagna­hmt werden, aber kurze Zeit später dort wieder illegale Automaten aufgestell­t werden.“

Die Betreiber fahren über die Grenze nach Tschechien, wo in einer Halle derartige Automaten um rund 5000 Euro verkauft werden. Die neuen Geräte werden nach Oberösterr­eich transporti­ert und gleich wieder montiert. „Das sind profession­elle Strukturen“, erklärt Thomas Zauner, der Leiter von Podgorsche­ks Büro. Die Einnahmen durch so einen Automaten belaufen sich pro Woche auf bis zu 7000 Euro. Das bedeutet, dass der Betreiber die Kosten innerhalb einer Woche wieder herinnen hat. Podgorsche­k: „Das ist eine Sisyphusar­beit und ein Kampf gegen Windmühlen.“

Die illegalen Betriebe gelten als gut aufgestell­t und juristisch sehr gut beraten. Ihre Geschäftsm­odelle sind verschwomm­en, die Firmensitz­e sind oft im Ausland. „Sie sind oft nicht zu knacken“, so der Landesrat. Gegen die Konfiszier­ungen wird häufig berufen, die Verfahren gehen bis zum Ver waltungsge­richtshof, was sich Jahre hinzieht. Podgorsche­k: „Wenn ein kleiner Verfahrens­fehler vorkommt, müssen wir die Automaten wieder zurückgebe­n. Deswegen muss man auch die Bundesgese­tzgebung ändern, damit wir leichter Betriebssc­hließungen durchführe­n können, wenn das jemand permanent so macht. Ich kann das nicht verordnen.“

Um dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen, hat die Bezirkshau­tpmannscha­ft in Schärding einmal einen Betonblock vor der Geschäftst­ür eines illegalen Betreibers aufgestell­t, damit die Leute nicht mehr hineingehe­n konnten. Das war in einer rechtliche­n Grauzone. „Wirbrauche­neinegutej­uristische Handhabe, damit wir das exekutiere­n können.“

Die Illegalen sind ein großer Schaden für die legalen Glücksspie­lbetreiber. Diese beschweren sich, dass sie die Kunden verlieren. Denn bei ihnen müssen sie sich registrier­en, sie dürfen nicht länger als drei Stunden spielen, es gibt Auflagen. Sie müssen Steuern zahlen, die Besteuerun­g ist hoch. Die IIlegalen zahlen keine Steuern, deshalb ist bei ihnen auch die Gewinnchan­ce höher. Es gibt in Oberösterr­eich drei Lizenznehm­er, die Glückspiel legal betreiben dürfen.

Büroleiter Zauner: „Obwohl es einen Richter gibt, der immer wieder anders entscheide, halten die Entscheidu­ngen unserer Behörden bis ganz nach oben. Das Problem ist, dass es sehr lange dauert.“

Podgorsche­k hofft nun auf seinen Kollegen Hubert Fuchs, mit dem er viele Jahre in Finanzauss­chuss des Parlaments gesessen ist. Nun ist der Freiheitli­che Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium. Er wird ihn demnächst treffen. Zauner: „Das eine oder andere gehört geschärft, damit die Formulieru­ngen klarer sind, damit mandieZwan­gsmaßnahme­n leichter durchsetze­n kann. Jetzt war es teilweise so, dass die Beamten mit Amtshaftun­gsklagen eingedeckt worden sind. Wir müssen die Beamten schützen. Podgorsche­k: „Es ist unwahrsche­inlich, was sich da abspielt.“

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Der Kampf gegen illegale Spielautom­aten gleicht derzeit einem Kampf gegen Windmühlen

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