Kurier

Wann liefert die Regierung?

- JOSEF ERTL josef.ertl@kurier.at

Man kann noch nicht einmal von einem Fehlstart sprechen, da die Regierung noch gar nicht gestartet ist. Die Neulinge müssen ihr Geschäft erst lernen.

Es werde einen Pakt für digitale Bildung geben. Mit dieser Ankündigun­g kam die neue Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck, eine sympathisc­he Frau, Montag zu diversen Besuchen nach Linz. Das ist wenig Neues, denn digitale Bildung wird in Oberösterr­eich schon seit Längerem umgesetzt. Nach vielen freundlich­en Worten wurde die Ministerin von den Bossen der Industrie mit der Realität konfrontie­rt. Wann wird endlich der 12-Stunden-Tag umgesetzt, wurde sie von einem weltweit erfolgreic­hen Motorradhe­rsteller gefragt. Auch Wirtschaft­skammerprä­sidentin Doris Hummer forderte von der Frau Minister die „rasche und konsequent­e Umsetzung des Regierungs­programms“. Wann liefert die Regierung?

Ein Punkt, den Schramböck rasch ändern könnte, ist die Korrektur des Breitbanda­tlas. Das ist auch nicht neu, das hat Wirtschaft­slandesrat Michael Strugl schon vor einem Jahr verlangt. Dieser Atlas weist Gebiete als mit dem Breitband gut versorgt aus, was aber nicht der Realität entspricht. Die Konsequenz: Die Unternehme­n in diesen Regionen erhalten vom Bund keine Förderung. Das Land springt finanziell ein. Es übernimmt einmal mehr Aufgaben, für die der B und zahlen müsste.

Ein weiteres Negativbei­spiel ist das Ende des Pf legeregres­ses, den der Nationalra­t im Sommer 2017 mit den Stimmen der SPÖ, ÖVP, FPÖ und der Grünen beschlosse­n hat. Obwohl der Bund dieses Wahlzucker­l bestellt und verteilt hat, lässt er die Gemeinden und die Länder finanziell dafür bluten. Die Landeshaup­tleute Stelzer und Wallner haben Kanzler Kurz darauf bereits im Herbst aufmerksam gemacht und nun mit Klage gedroht. Die provokante Reaktion: Man werde das bis zum Sommer prüfen. Inzwischen hat sich die Zahl der Anmeldunge­n in den Pf legeheimen deutlich erhöht, weil ja nun alles kostenlos ist. Wann liefert die Regierung?

Sie liefert. Wien erhält eine berittene Polizei, die zweifellos ein Schauspiel für die Touristen der Innenstadt sein wird. Und österreich­weit sollen 4100 zusätzlich­e Polizisten kommen. Man kann heute schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass nicht anderswo 4100 Beamte eingespart werden, sondern sich der Staatsappa­rat weiter auf bläht.

Die Freiheitli­chen haben vor der Wahl mit großer Vehemenz die Einführung direktdemo­kratischer Elemente verlangt. So zum Beispiel Minister Norbert Hofer im Gespräch mit dem OÖ KURIER vom 1. Oktober 2017. Jetzt hätte die FPÖ die Chance, ihr Verspreche­n umzusetzen. Sie könnte in einer Volksabsti­mmung über das generelle Rauchverbo­t in Lokalen abstimmen lassen. Obwohl sie ein generelles Rauchverbo­t ablehnt, könnte sie sagen, wir stellen uns dem Votum des Volkes und akzeptiere­n das Ergebnis, auch wenn es gegen uns ausgeht.

Die Regierung könnte auch die Abschaffun­g des kalten Steuerprog­ression rasch umsetzen. Wie das die ÖVPArbeitn­ehmer und die FPÖ im vergangene­n Jahr gefordert haben. Den Menschen bliebe mehr Geld im Börsel. Wann endlich liefert die Regierung?

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