Alles futsch
Wie Updates ganze Leben zerstören ...
Meine Freundin S. hat ein neues Handy gekauft. Beim alten funktioniert der halbe Bildschirm nicht mehr. Man kann zum Beispiel keine Gespräche mehr annehmen, was bei einem Telefon ziemlich unpraktisch ist. Seit zwei Stunden sitzt S. nun mit einem Computer, zwei Handys und hochrotem Kopf neben mir und stößt Flüche aus, die ich in diesem zarten Wesen niemals vermutet hätte. Das Freundlichste, was sie von sich gibt, ist die Frage: „Was wollen die jetzt schon wieder von mir?!“Und wie sie mich ansieht! Mich! Als ob ich eine „Softwarekonfigurierung“erfunden hätte. Ich weiß ja nicht mal, was das ist.
Mit zittrigen Fingern tauscht S. die SIM-Karte, vom alten ins neue, vom neuen ins alte Handy und wieder zurück. Zu allem Überdruss beginnt der Laptop zu spinnen, und dann geht auch noch die WLAN-Verbindung verloren. „Ihre Aktivierungszeit ist abgelaufen“, stammelt meine Freundin. Zurück an den Start.
Sonst höre ich von ihr nur noch mit zunehmender Verzweiflung vorgetragene Satzfetzen wie: „Kein Netz!“, „Wie war noch schnell mein Code?“, „Selbstzerstörungsupdate installiert“oder „Ich stimme nicht zu. Nein, ich stimme ab-so-lut nicht zu.“Das Ergebnis nach drei Stunden: Beide Handys, das alte wie das neue, sind klinisch tot. Alle Fotos, alle Apps, alle Nummern, alles weg. Das ganze Leben futsch.
„Schatz, ich drück jetzt die Reset-Taste bei dir “, sage ich und küsse sie. Dann gehen wir in der analogen Welt mit den Hunden spazieren. Der Wind umspielt unserer Wangen, der Wildbach rauscht, und wir haben eine wunderbare Zeit miteinander. Kein Mensch ruft an.