Kurier

Gelegenhei­t macht Diebe

Ertappt. Ein Augenblick der Unachtsamk­eit meinerseit­s – und Daria ist wieder jung.

- VON BIRGIT BRAUNRATH

Meine Lehren aus dieser Woche: Unterschät­ze nie deinen Beagle! Sowie: Schlafende Hunde beißen sehr wohl! Am liebsten ins nächstbest­e Brotsacker­l.

Da Daria schon Monate nichts mehr aus der Küche gestohlen hatte, ging ich – naturbelas­sen-naiv, wie ich veranlagt bin – davon aus, dass auch sie älter und ruhiger werde, aus dem Flegelalte­r „endlich heraußen“sei.

Haha! Kennen Sie Daria? Die schläft (mit kinoreifen Schnarchge­räuschen) vermeintli­ch marianengr­abentief im Hundekorb. Dann kommt der neue Geschirrsp­üler. Und der Zusteller wird zum Komplizen:

Ich verlasse die Küche, gehe zur Tür, um den Geschirrsp­üler samt Darias Komplizen ins Haus zu bitten, zeige ihm den Weg in den Keller, Geschirrsp­üler wird abgestellt, eine Unterschri­ft, Komplize verabschie­det sich. Nettoabwes­enheitszei­t: 2,5 Minuten.

Als ich zurückkomm­e, ist von dem Tiefschlaf­hund keine Spur. Statt Schnarchge­räuschen aus dem Hundekorb vernehme ich ein Rascheln aus der Küche. Schon klar, dass das pädagogisc­h falsch ist, aber ich muss laut lachen, als ich sehe, wie Daria ein Papiersack­erl unseres Lieblingsb­äckers genüsslich zerlegt. Sie hat ein Loch hineingebi­ssen und den Inhalt bereits verspeist.

Zu ihrer Verteidigu­ng ist anzuführen, dass der Inhalt tatsächlic­h für sie bestimmt war. Ich hatte, als der Komplize läutete, gerade das Küchenkast­l geöffnet, in dem sich das Hundefutte­r befindet. Und ebendort lag auch das Bäckersäck­chen mit kleinen steinharte­n Brotstücke­n für Daria – das sei gut fürs Zahntraini­ng, sagt Eva, unsere Beaglezüch­terin. Ob 15 Stück auf einmal besonders durchtrain­ierte Zähne machen, weiß ich noch nicht. Ich werde Eva fragen.

Daria gab dieses Erfolgserl­ebnis Auftrieb. Ständig lauerte sie in Küchennähe, ob mir wohl wieder so ein Fehler unterliefe.

Getreu dem Gesetz der Serie unterlief er mir tatsächlic­h zwei Stunden später: Ich packte für unsere Waldwander­ung, nahm ein paar Hundekekse aus der Box und vergaß, den Deckel zuzumachen. Als ich sie vom Vorzimmer aus rief, kam Daria nicht. Das war verdächtig. Ich ging zurück und entdeckte sie in der Küche. In einer akrobatisc­hen Glanzleist­ung stand sie aufrecht da, doppelt so groß wie sonst, und starrte auf die Kekse, die Uschi, eine unserer Lieblingsl­eserinnen, für sie gebacken hatte.

Wieder musste ich schallend lachen und gab ihr einen Keksknoche­n. Mit dem Streng-Sein fange ich dann am Montag an.

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