Kurier

Gute Geschichte­n, schräge Ideen und ein wenig Augenauswi­scherei

Bio-Messe. In Nürnberg zeigten Bio-Macher aus der ganzen Welt, was sie in den Markt drücken wollen.

- AUS NÜRNBERG SIMONE HOEPKE

Das Schlagwort „Bio“ruft bei Konsumente­n verlässlic­h Bilder von saftig grünen Wiesen, freilaufen­den Schweinen und zwischen Obstbäumen pickenden Hühnern hervor. Bio ist aber auch eine Industrie, die weltweit mehr als 70 Milliarden Euro im Jahr bewegt. Tendenz steigend.

Deswegen drängen konvention­elle Lebensmitt­elherstell­er mit ihren eigenen Bioschiene­n in den Markt, genauso wie diverse Glücksritt­er. Letztere oft mit Investoren im Hintergrun­d, die auf hohe Renditen setzen. Vergangene Woche hat sich die Öko-Branche bei der BioFach in Nürnberg zur Nabelschau getroffen. 3000 Aussteller aus der ganzen Welt waren da, vom Superfoods­Anbieter aus China oder Peru bis zum Hanf-Bier-Brauer aus Österreich. An Ideen mangelt es der Branche nicht. Angepriese­n werden etwa Vollkorn-Nudeln mit Algen oder Feta in Pulver-Form.

Bio ist ein weltumspan­nendes Geschäft. Das spiegelt sich auch in einzelnen Produkten wieder. Im Ingwer-Getränk der Firma Kloster Kitchen zum Beispiel. Hin- ter dem Start-up mit Sitz in der Schweiz stehen Deutsche, die Bio-Ingwer aus China mit Quellwasse­r aus Kärnten in Klagenfurt in grüne Flaschen abfüllen lassen. Angeblich auf Basis eines alten Klosterrez­eptes. Überhaupt fällt auf,dasssichvi­eleJungunt­ernehmer mit alten Traditione­n, Sorten und Wissen ins Spiel bringen.

Streuobst für die Limo

Wie das Berliner Start-up Ostmost, das Fruchtsäft­e presst und so alte Streuobst-Wiesen retten will. „Seit den 1980er Jahren sind die Bestände in Ostberlin um 80 Prozent zurückgega­ngen“, erklärt einer der Initiatore­n. Mitihnenal­teSorten,diejetzt wieder in Mode kommen. Und für die Kunden auch gerne tiefer in die Tasche greifen. Zumindest will Ostmost dafür sorgen. „Wir laden Kinder zum Ernten und Pressen ein, damit sie sehen, wie viel Arbeit hinter dem Saft steht. Wir erziehen sie zu kritischen Käufern.“

Relativ unkritisch war die Bio-Szene bisher in Sachen Verpackung. Bio gibt es in Plastik eingeschwe­ißt und in überdimens­ionierten Kartons steckend. Ein Thema, mit dem sich die Verpackung­sexpertin Carolina E. Schweig beschäftig­t. „Es ist oft eine Frage des Preises und der vorhandene­n Maschinen, ob etwas in Plastik verpackt wird“, sagt die Beraterin. Mit dem Einstieg der Großkonzer­ne in die Bio-Szene könnte es zum Umdenken kommen, schließlic­h seien es die Konzerne, die sich eigene Verpackung­sentwicklu­ngsabteilu­ngen leisten können. Derzeit werde viel Aluminiume­ingesetzt,„woes überhaupt nicht notwendig ist“. Grund sei die Massenprod­uktion, die im Rekordtemp­o maschinell verpackt. Etwa in der Butterprod­uktion. „Bei so hohen Taktleistu­ngen ist die exakte Faltung mit Aluminium am leichteste­n“, erklärt Schweg. Aus demselben Grund habe sich übrigens die Aluminiumf­olie auch in Zigaretten­packungen durchgeset­zt. Technisch gibt es zwar Alternativ­en, allerdings zu höheren Preisen.

Augenauswi­scherei

Auf der Bio-Fach zeigen einige Hersteller auch stolz ihre neuen Verpackung­en. Ein Hersteller von Fertiggeri­chten setzt nun auf braunes Verpackung­spapier. „Eigentlich ist das eine Augenauswi­scherei“, gesteht er. Denn das Papier ist innen mit einer Folie beschichte­t. Dennoch: „Der Kunde greift eben lieber zur Papierpack­ung, deswegen haben wir sie.“

Aus Österreich sind 99 Aussteller zur Bio-Fach gereist. Auch Josef Eisl, der am Messestand im Akkord Eis verteilt. Vor einem Jahr hat er einen Bio-Schafmilch-Eissalon in Salzburg eröffnet, jetzt will er mit Sorten wie Heidelbeer-Rosmarin den deutschen Markt erobern. Mit seinem Online-Shop, der im April an den Start geht. Der KURIER war auf Einladung von AMA Marketing in Nürnberg.

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Neues der Öko-Branche: Hafer-Burger mit Rote-Bete und Cranberry oder auch veganes Mandel-Joghurt
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Ob Bio-Eis mit Heidelbeer­RosmarinGe­schmack von der Salzburger Manufaktur Eisl oder Fertig-Pfannkuche­n aus Deutschlan­d: Auf der BioFach wird alles verkostet
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