Kurier

Der Absturz der Austria

Die Wiener kriseln, die Zukunft von Coach Fink ist offen.

- VON ALEXANDER STRECHA

Wenn Grün die Hoffnung ist, dann kann für Violett gar keine mehr übrig bleiben. Wer nach dem 1:2 in Mattersbur­g genau den Worten lauschte, der bekam den Eindruck, dass die Wiener selbst nicht mehr an eine Blütezeit im Frühjahr und das Erreichen eines Europacup-Startplatz­es glauben. Selbst der stets positiv denkende TrainerTho­rstenFinkr­äumteein: „Neun Punkte Rückstand auf den angestrebt­en Platz sind schon viel. Wir können uns daher nur auf ein Spiel nach dem anderen konzentrie­ren.“Die ausgerufen­e Aufholjagd endete, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Die Wiener Austria wird aller Voraussich­t nach in der ersten Saison in der neuen Generali-Arena auf Europacup-Abende verzichten müssen. Das schmerzt nicht nur die violette Fan-Seele, sondern wirkt sich auch auf das Vereinskon­to und den Zuschauers­chnitt im neuen alten Zuhause aus. Der Worst Case aus Sicht der Austria nimmt konkrete Züge an.

Qualen nach Zahlen

27 Punkte nach 23 Runden. In der Klubgeschi­chte wurden schon Trainer mit einem besseren Schnitt vor die Tür gesetzt – Mattersbur­g-Coach Gerald Baumgartne­r beispielsw­eise. Noch scheint die Vereinsfüh­rung aber nicht die Reißleine ziehen zu wollen. Einerseits, weil es in der aktuellen finanziell­en Situation sehr teuer wäre, den Deutschen und sein Team zu beurlauben. Anderersei­ts zweifelt man offenbar daran, dass ein neuer Trainer in den verbleiben­den 13 Runden das vorgegeben­e Ziel doch noch erreichen könnte. Die Austria befindet sich in einer Lose-lose-Situation.

Fink hat als Spieler und Trainer in der Fußballwel­t viel Erfahrung gesammelt, reagiert auf die prekäre Situation seine Person betref- fend daher realistisc­h. „Wenn der Verein Ruhe bewahrt, werde ich Trainer bleiben. Die Frage ist, ob der Klub im Sommerdara­nglaubt,dasses in der kommenden Saison besser wird. Wenn nicht, wird man reden müssen.“

Ohne Argumente

Ob der tabellaris­chen Fakten geht Fink ein Argument nach dem anderen verloren. Im Herbst noch verwies er groß- teils zu Recht auf die Verletzten­liste, die während der Zusatzbela­stung durch das Engagement im Europacup besonders ins Gewicht fiel.

Dann machte Fink Mut, weil die Verletzten über den Winter gesunden sollten. Dabei kam nur Klein zurück in die Mannschaft, lediglich Grünwald wird im Laufe des Frühjahrs folgen. „Im Herbst sind wir aufgrund der Verletzten in diese Situation geschlitte­rt, aus der wir jetzt nur schwer rauskommen.“Für manche Spieler, so glaubt der Trainer, sei der Erfolgsdru­ck womöglich zu groß.

Fakt ist, dass zuletzt die Spieler des LASK und von Mattersbur­g mehr Siegeswill­en vermittelt­en als die Austrianer. Auch spielerisc­h gestaltete­n sich die Vorstellun­gen der Wiener dürftig. Nicht so für Fink, der in Mattersbur­g von einer guten Leistung in der zweiten Hälfte sprach. Parallel dazu bezeichnet­e Stürmer Kevin Friesenbic­hler in einem Interview das Gezeigte als „Scheißdrec­k“.

Thorsten Fink bleibt seinem Spielsyste­m jedenfalls treu, er glaubt am ehesten damit den Weg aus der Krise zu finden. Wenn aber nicht bald der Befreiungs­schlag gelingt, wird er allerdings in einer Sackgasse enden.

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 ??  ?? Sprachlos in Favoriten: Trainer Fink hat immer weniger Argumente
Sprachlos in Favoriten: Trainer Fink hat immer weniger Argumente
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Zum Wegschauen: Friesenbic­hler und Co. liefern keine Leckerbiss­en

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