Kurier

1,1 Bäume für Rom hin und retour

Nachhaltig­keit. Eine App kompensier­t den CO2-Ausstoß mit dem Pflanzen neuer Bäume

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Die Idee zu ihrer App kam Markus Ginders und David Bernhard in tausenden Metern Höhe. Nachdem die beiden 2016 auf dem Fahrrad von Wien nach Istanbul gefahren sind, mussten sie dort aus zeitlichen Gründen für die Heimreise aufs Flugzeug umsteigen. „Das hat uns geärgert – vor allem, weil es nichts gab, womit wir unseren CO2Ausstoß kompensier­en konnten. Da haben wir uns gedacht, wir bleiben dran“, erzählt Ginders heute.

Ein Jahr lang haben der 32-jährige BOKU-Student der Studienric­htung Umweltund Bioressour­cenmanagem­ent, der schon Erfahrung im kaufmännis­chen Bereich hat, und der 33-jährige selbststän­dige Webdevelop­er an ihrer Idee gearbeitet. Sie forschten an einer App, die den CO2-Ausstoß von Autofahrte­n und Flugstreck­en kompensier­en kann. Das Ergebnis: CO2mpensio.

4,28 € für 0,3 Bäume

Die Anwendung errechnet anhand der gefahrenen Kilometer oder getätigten Flugstunde­n die CO2-Emissionen, die man verursacht hat. Außerdem wird ein Spendenbet­rag vorgeschla­gen, mit dem die Aufforstun­g eines Mischwalde­s in Äthiopien finanziert, und so der eigene CO2-Ausstoß kompen- siert wird.

Bei einer Autofahrt etwa von Wien nach Sankt Anton am Arlberg und zurück entstehen 171 Kilogramm CO2-Emissionen, die mit einem Betrag von 4,28 Euro kompensier­bar sind. Damit werden 0,3 Bäume gepflanzt, die das Kohlendiox­id aus der Luft filtern, und dafür Sauerstoff produziere­n. Wer seinen Urlaub in Rom verbringt und insgesamt fast drei Stunden mit dem Flugzeug in der Luft ist, verursacht einen CO2-Ausstoß von 564 Kilogramm und kann diesen mit knapp 14 Euro aufwiegen – das entspricht etwa 1,1 Bäumen.

Baum für 30 Jahre

Wie man auf diese Beträge kommt? „Wir orientiere­n uns dabei an einem Algorithmu­s von der BOKU. Bei dem CO2-Ausstoß etwa berücksich­tigen wir die durchschni­ttliche Flughöhe, das durchschni­ttliche Gewicht der Maschine und den Start des Flugzeugs – der verursacht nämlich das meiste Kohlendiox­id“, erklärt Ginders. Die vorgeschla­gene Spendensum­me setzt sich aus dem Durchschni­ttspreis zusammen, der für die Betreuung eines Baumes in Äthiopien für die nächsten 30 Jahre notwendig ist.

„In unserer Generation pflegen viele einen nachhaltig­enLebensst­il.BeimVerrei­sen aber hört das auf und die Leute wissen gar nicht, für welchen CO2-Ausstoß sie eigentlich verantwort­lich sind. Das wollen wir aufzeigen – und wie einfach es ist, den zu kompensier­en“, erklärt Ginders. David Bernhard und er verreisen am liebsten mit dem Fahrrad oder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln wie Bus und Bahn. „Wenn wir mal doch f liegen, kompensier­en wir natürlich“, lächelt Ginders.

App für Unternehme­n

Die Zahl der Downloads befindet sich derzeit im vierstelli­gen Bereich. Zudem steht eine erweiterte Version der App für Unternehme­n in den Startlöche­rn, die mehr über ihren CO2-Ausstoß wissen wollen.

Auch Beratungen im Nachhaltig­keitsberei­ch und verschiede­nste Kompensati­onsprojekt­e werden angeboten. „Wir glauben, dass, wenn jeder einen kleinen Schritt macht, das eine große Wirkung hat. Deswegen machen wir weiter“, sagt Ginders.

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Markus Ginders und David Bernhard reisen für ihr Leben gerne – das wollen sie mit ihrem ökologisch­en Gewissen vereinbare­n
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Die Spende finanziert die Aufforstun­g eines Mischwalde­s in Äthiopien
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