Kurier

Lähmender Alternativ-Tanz

Die Operette „Opernball“an der Volksoper zündet nicht so recht

- VON PETER JAROLIN

„Das hab’ ich mir ganz anders vorgestell­t“, sagt einer der Hauptprota­gonisten in Richard Heubergers 1898 im Theater an der Wien erfolgreic­h uraufgefüh­rtem OneHit-Wonder gleich mehrfach. Und ganz andere Vorstellun­gen von einer Neuprodukt­ion der Operette „Der Opernball“hatten wohl auch Direktor Robert Meyer, der damit die 100. Premiere seiner Intendanz im Haus am Gürtel beging, und vermutlich auch ein Großteil des Publikums.

Kein Ruhmesblat­t

Denn – das muss man leider ganz deutlich sagen – ein Ruhmesblat­t ist das Ganze nicht geworden. Im Gegenteil. Und das liegt an mehreren Faktoren. In szenischer wie auch (und das ist der viel bedenklich­ere Teil) in musikalisc­her Hinsicht.

Aber der Reihe nach: Regisseur Axel Köhler hatte die an sich schöne Idee, die ursprüngli­ch in Paris angesiedel­te Handlung nach Wien zu verlegen. Statt in der Staatsoper findet (aus welchen Gründen auch immer) das Staatsgewa­lze in der Volksoper statt. Das führt etwa dazu, dass Christoph WagnerTren­kwitz via Einspielun­g Hausherr Robert Meyer interviewt. Das führt auch dazu, dass im zweiten, im Ball-Akt, Richard Lugner, Birgit Sarata, Jeannine Schiller oder Conchita ihre Auftritte haben.

Villacher Fasching

Dass der Ball dann szenisch eher im Sado-Maso-Bordell denn im Haus am Gürtel über die Bühne geht, sei geschenkt. Dass viele Altherren-Witzchen so auch im Villacher Fasching abgesonder­t werden könnten, mag eventuell auch noch sein. Dass die Ausstatter Timo Dentler und Okarina Peter für die Akte eins und drei ein schickes, heutiges Designer-Loft hingestell­t haben, ist in Ordnung. Dass dieses akustisch für die Sänger mehr als problemati­sch, weil nach oben offen, ist, wäre aber sicher vermeidbar gewesen.

Was man jedoch unbedingt hätte vermeiden sollen, sind einige nicht nachvollzi­ehbare Besetzunge­n. Denn wie soll die Geschichte rund um vier Paare unterschie­dlichen Alters, die nach amourösen Abenteuern suchen, ohne adäquate Singschaus­pieler funktionie­ren?

So singt Kristiane Kaiser die Partie der Angelika zwar anständig. Man versteht jedoch kaum ein Wort. Ursula Pfitzner (Margarete) wirft ihreRoutin­eindieWaag­schale, Sieglinde Feldhofer überzeugt als kesse Helene aber mehr. Carsten Süss (Georg) kämpft mit den Höhen, Marco Di Sapia als Paul auch mit den ihm auferlegte­n Plattitüde­n. Als Henri enttäuscht die Mezzosopra­nistin Amira Elmadfa auf ganzer Linie.

KurtSchrei­bmayer,Helga Papouschek, Martina Dorak und Boris Eder holen sich hingegen alles, während Dirigent Alfred Eschwé am Pult des guten Orchesters ruhig mehr Mut zur Pointe auf bringen darf. Das geht besser. KURIER-Wertung: iihii

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Ein Busserl in Ehren: Sieglinde Feldhofer als Helene (li) und die sehr schwache Amira Elmadfa als Henri

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