Kurier

Raucher-Gesetz: Ärzte drängen Politik zu Volksabsti­mmung

Regierung unter Druck. Norbert Hofer schließt Votum nicht mehr aus

- VON DANIELA KITTNER UND CHRISTIAN WILLIM

Am Samstag durchstieß das Anti-Rauch-Volksbegeh­ren nach drei Tagen die Grenze von100.000Unterst­ützungsunt­erschrifte­n.

Am Montag um 10.45 Uhr lag die Unterstütz­erzahl bereits bei 142.000, am späteren Abend bei 182.000.

„Wir sind selbst überrascht“, sagt Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres zum KURIER. Er freut sich über den Rückhalt: „Ein Rauchverbo­tinderGast­ronomie führt unmittelba­r dazu, dass die Häufigkeit von Herzinfark­ten und Lungenkreb­s zurück geht. Wir Ärzte wollen die Menschen nicht nur heilen, sondern auch vor Erkrankung schützen.“

Die Ärztekamme­r unterstütz­t das Volksbegeh­ren,

die Kampagne für die Unterschri­ften läuft gerade erst an. „Das Material, das wir in den Ordination­en an die Patienten verteilen werden, ist im Druck“, erzählt Szekeres.

Obwohl die 8401 Unterschri­ften zur Genehmigun­g der eigentlich­en Eintragung­swoche längst vorliegen, sammelt die Ärztekamme­r weiter. „Wir sammeln, solange unterschri­eben wird“, sagt Szekeres. Zur Zeit ist der Ansturm ungebroche­n.

Auch am Montag standen Bürger Schlange auf den Ämtern, der Server des Innenminis­teriums streikte erneut wegen Überlastun­g.

Die Koalition schaltet indessen auf stur. FPÖ und ÖVP wollen das Rauchver- bot in der Gastronomi­e, das ab 1. Mai in Kraft treten würde, im parlamenta­rischen Schnellver­fahren und ohne Expertenbe­gutachtung kippen. Am 28. Februar soll das Gesetz eingebrach­t werden, dann kommt es in den Ausschuss, am 17. April folgt der Beschluss im Plenum.

Mit dieser Jetzt-erstrecht-Haltung befeuert die Regierungd­enProtestd­erBevölker­ung, allein schon dadurch, dass sie das Thema am Köcheln hält.

Wäre eine Volksabsti­mmung ein Ausweg? Szekeres meint: ja. „Man sollte eine Volksabsti­mmung über das 2015 beschlosse­ne Rauchverbo­t abhalten und fragen, ob man es zurücknehm­en soll. Ich appelliere an die Politik, erst nach einer Volksabsti­mmung zu entscheide­n.“

Auf KURIER-Befragen nimmt auch FPÖ-Regierungs­koordinato­r Norbert Hofer erstmals das Wort

„Man sollte eine Volksabsti­mmung abhalten, ob man das Rauchverbo­t zurücknimm­t.“Thomas Szekeres Ärztekamme­rpräsident

„Wenn es letztlich zu einer Volksabsti­mmung kommt, wird das Ergebnis zu respektier­en sein.“Norbert Hofer FPÖ-Regierungs­koordinato­r

Volksabsti­mmung in den Mund. Hofer: „Wenn es zu einer massiven Unterstütz­ung und letztlich zu einer Volksabsti­mmung kommt, wird das Ergebnis zu respektier­en sein. In einer Demokratie entscheide­t der Wähler.“

FPÖ-Gesundheit­ssprecheri­n Dagmar Belakowits­ch will derzeit die Rücknahme des Rauchverbo­ts per Gesetz durchziehe­n, ohne das Ergebnis des Volksbegeh­rens abzuwarten. 2010 war sie noch anderer Meinung. Damals sagte sie: „Wir Freiheitli­chen sind eine Partei, die für Volksabsti­mmungen eintritt. Ich hielte das für einen richtigen Weg, weil dann diese leidige Diskussion einmal zu Ende wäre.“

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Es glühen nicht nur die Zigaretten, sondern auch eine politische Lunte
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Ärztekamme­rpräsident Thomas Szekeres, SPÖ-Chef Christian Kern: Begegnung in der KURIER-Redaktion befördert Fakten zutage

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