Kurier

Aufregung bei den Casinos Austria

Der Führungsst­il des neuen Chefs ist umstritten, die Verkaufspl­äne für die CAI ebenfalls

- VON ANDREA HODOSCHEK

Bei den teilstaatl­ichen Casinos Austria (Casag) spielt es sich heftig ab. Zwischen dem im Vorjahr installier­ten neuen Generaldir­ektor Alexander Labak und den Belegschaf­tsvertrete­rn fliegen die Fetzen. Der umstritten­e Führungsst­il von Labak, der als Vertrauens­mann der tschechisc­hen Sazka-Gruppe in den heimischen Glücksspie­lkonzern gesetzt wurde, lässt die Betriebsrä­te auf die Barrikaden gehen.

In einem Brief an Labak kritisiert Zentralbet­riebsratso­bmann Manfred Schönbauer den Chef massiv für dessen Verhalten gegenüber der Belegschaf­t und auch gegenüber den Führungskr­äften (siehe Faksimile). Das Schreiben wurde in der Folge an mehr als 100 Adressaten versandt und landete prompt auch in Regierungs­kreisen und bei der Gewerkscha­ftsspitze.

Eine Management-Klausur am 30. Jänner dürfte eskaliert sein. Erfahrenen und engagierte­n Direktoren und deren Führungste­ams würden jegliche Gestaltung­sspielräum­e genommen, die für die Umsetzung der Zielvorgab­en notwendig seien, „verbunden mit der versteckte­n Drohung, sonst nicht mehr Teil des Teams zu sein“, schreibt Schönbauer.

Labak wird weiters vorge- worfen, die zentrale Überwachun­g mit Videokamer­as entgegen der Betriebsve­reinbarung „missbräuch­lich“verwendet zu haben. Der CasagChef ist derzeit in Australien und war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

Abverkauf ?

Für heftige Diskussion­en im Aufsichtsr­at und in Eigentümer­kreisen sorgt der von Labak forcierte Verkauf der Casinos Austria Internatio­nal (CAI). Diese Tochter umfasst das internatio­nale Geschäft mit 32 Casinos und 1600 Mitarbeite­rn. Nach langen Verlustjah­ren ist die CAI saniert, fährt operativ Gewinne ein und ist der einzige Unternehme­nsbereich mit größeren Wachstumsp­erspektive­n.

Nicht nur die Casag-Aktionärin Novomatic, auch etliche weitere Gaming-Unternehme­n haben ihr Interesse angemeldet. Auffallend sei, wie intensiv Labak, dem auch Kapitalver­treter nicht die besten CEO-Qualitäten attestiere­n, den Verkauf betreibe, berichten Insider. Sie sprechen dabei von „Management by Chaos“. Zweimal bereits wurden Aufsichtsr­atssitzung­en zum Thema äußerst kurzfristi­g wieder abgesagt.

Zuletzt wurde versucht, die Causa vom Aufsichtsr­at an die Hauptversa­mmlung weiter zu spielen. Dieser Coup, mit dem die Republik hätte überdribbe­lt werden sollen, gelang allerdings nicht. Der Hintergrun­d: In der Hauptversa­mmlung haben die Vertreter der Republik nicht die Mehrheit. Die Staatshold­ing ÖBIB hält nur ein Drittel der Casag, größter Aktionär ist die Sazka der tschechisc­hen Milliardär­e Komarek und Smejc. Im Aufsichtsr­at dagegen hat die Republik gemeinsam mit den Belegschaf­tsvertrete­rn die Mehrheit gegenüber Sazka und Novomatic.

Der Buchwert der CAI soll zwischen 170 und 180 Millionen Euro liegen. Ein von der Casag in Auftrag gegebenes Wertgutach­ten kommt auf weit über 200 Millionen Euro. Darunter komme ein Verkauf, dessen Notwendigk­eit von Seiten der Staatshold­ing grundsätzl­ich angezweife­lt wird, schon gar nicht in Frage. Die Interessen­ten sollen mittlerwei­le deutlich nachgebess­ert haben.

In regierungs­nahen Wirtschaft­skreisen beobachtet man die Vorgänge sehr besorgt. Befürchtet wird eine Zerschlagu­ng der Casag, man warnt vor der „Werteverni­chtung von Volksvermö­gen“. Die Aktionäre hätten die Strategie der Casag noch gar nicht zu Ende diskutiert, trotzdem arbeite Labak intensiv am Verkauf der CAI. Die nächste Aufsichtsr­atssitzung wurde auf Mitte März vorgezogen.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Im Management der Casinos Austria spielt es sich heftig ab
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