Kurier

Niedermühl­bichler trieb Szekeres aus der SPÖ

Parteipoli­tik. Eine FPÖ-Legende im Faktenchec­k

- – DANIELA KITTNER

Die Gesundheit­ssprecheri­n der FPÖ, Dagmar Belakowits­ch-Jenewein, gab am Montag im Ö1-Morgenjour­nal eine politische Diagnose zum Besten: „Die SPÖ und die Ärztekamme­r, an deren Spitze ein SPÖler steht, haben das Volksbegeh­ren seit Wochen vorbereite­t, sodass auf Knopfdruck sogar der Server (des Innenminis­teriums, Anm.) zusammenge­brochen ist.“

Am Montagvorm­ittag ergab sich in der KURIER-Redaktion eine gute Gelegenhei­t zu einem Faktenchec­k.

SPÖ-Chef Christian Kern und Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres sind zufällig beide in der Redaktion zu Gast, weil sie KURIER-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er für die TV-Serie „Warum eigentlich?“Interviews geben.

Als Kern mit dem Interview fertig ist, ist Szekeres bereits eingetroff­en, und die beiden Herren begrüßen einander. Sehr förmlich, per Sie und Handschlag.

Sind Sie nicht ...? liegt als verwundert­e Frage der anwesenden KURIER-Redakteure in der Luft.

Kern weiß jedoch nichts von einer SPÖ-Mitgliedsc­haft des Präsidente­n, und Szekeres klärt auf: Er sei Mitglied gewesen, aber bereits vor viereinhal­b Jahren aus der SPÖ ausgetrete­n. Der Grund war ein Konflikt mit dem damaligen Wiener SPÖLandesp­arteisekre­tär Georg Niedermühl­bichler. „Ich habe die Gangbetten in Wiener Spitälern kritisiert“, erzählt Szekeres. Das sei bei der SPÖWien nicht gut angekommen, in der Folge sei er ausgetrete­n, sagt Szekeres.

Kern ist die Erzählung sichtlich unangenehm, schließlic­h war Niedermühl­bichler bis vor Kurzem Kerns Vertrauter und Wahlkampfl­eiter. „Ich biete Ihnen einen Rabatt über den Mitgliedsb­eitrag der letzten viereinhal­b Jahre an, wenn Sie wieder eintreten“, sagt Kern.

Szekeres lehnt dankend ab: „Es ist ohnehin besser, wenn ich als Kammerpräs­ident überpartei­lich bin.“

Ob die Behauptung von Belakowits­ch, wonach die SPÖ mit ihren Mitglieder­n den Ansturm auf das Volksbegeh­ren steuern und die Server zum Absturz bringen könne, den Fakten standhält, ist ebenfalls fraglich: Die SPÖ hat 175.000 Mitglieder, darunter viele immobile Ältere.

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