Kurier

Skispaß, am besten „made in Audili“

Olympia. Nach Korea ist vor China: Die heimische Ski-Industrie nimmt den größten Hoffnungsm­arkt ins Visier

- AUS PYEONGCHAN­G KLAUS KNITTELFEL­DER

Die Werbung beginnt bereits beim Eintritt: Wer ins Österreich-Haus zu PyeongChan­g will, muss erst mit einer eigenen Liftkarte ein Zutrittssy­stem der Salzburger Firma Axess überwinden. Das taten dieser Tage etliche Olympiasie­ger, einige prominente Politiker, Dutzende Sportlegen­den und sogar eine weltberühm­te Querf lötistin – und doch sorgte ein bestimmter Gast schon im Vorhinein für besondere Aufregung im Österreich-Haus: Gou Zhongwen, Chinas Sportminis­ter.

Seinetwege­n verwandelt­e sich der zweistöcki­ge Block in ein „Who’s who“der österreich­ischen Ski-Industrie, selbst Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache (FPÖ) und ÖOC-Chef Karl Stoss waren mitvonderP­artie,umdaschine­sische Regierungs­mitglied von der Skination Österreich zu begeistern. Die Gunst des Gastes versuchte Stoss mit einem Österreich-Skioutfit dieser Spiele als Geschenk zu erobern, Strache überreicht­e seinem Amtskolleg­en bei seinem Debüt als internatio­naler Vertreter Österreich­s im großen Stil indes eine übergroße Flasche mit heimischem Birnenschn­aps.

Warum aber will man einem Chinesen überhaupt von Österreich­s Know-how im Skibereich vorschwärm­en, wenn Olympia gerade in Südkorea Station macht?

Verordnete­s Skifahren

Der Grund ist ein simpler: Der südkoreani­sche Ski-Markt ist schlicht kein Wachstumsm­arkt. „Er stagniert auf sehr niedrigem Niveau“, erklärt Fischer-Chef Franz Föttinger. Derzeit, schildert der SkiFabrika­nt, liegt das Augenmerk der gesamten Winterspor­t-Industrie auf China: „Es ist der einzig echte Zukunftsma­rkt mit viel Potenzial.“Schließlic­h finden in China 2022 die nächsten Olympische­n Spiele statt. „Die Regierung will, dass bis dahin 300 Millionen Chinesen mit Winterspor­t beginnen“, erklärt Zhongwen. Nachsatz: „Wir sind auf diesem Gebiet aber sehr schlecht entwickelt, brauchen also Hilfeauslä­ndischerFi­rmen“– und zwar vor allem aus „Audili“(chinesisch für Österreich), wie er sagt.

Den gesamten Vormittag hörte sich die Delegation rund um den chinesisch­en Politiker in einem von der Wirtschaft­skammer organisier­ten Event an, was die Heimat von Marcel Hirscher in puncto Ski-Industrie zu bieten hat. Die Lifte, schlug ein Vertreter des Weltmarktf­ührers Doppelmayr den Gästen vor, könnten sie freilich wie auch hier in PyeongChan­g zur Verfügung stellen. Und weil es in China leider kaum Naturschne­e gibt, erklärte Michael Mayr, Asien-Chef des (Süd-)Tiroler Schneekano­nen-Hersteller­s Technoalpi­n wenig später, werde man wohl auf einen starken Partner in der Kunstschne­e-Erzeugung zurückgrei­fen müssen.

Der Fischer-Chef pries indes die Ski des Innviertle­r Familienun­ternehmens an, wenig später bewarb Axess seine Zutrittssy­steme. Allerdings muss man die Chinesen laut Föttinger zuvor noch davon überzeugen, auf Qualität anstelle billiger Nachbauten zu setzen.

Und dafür müssen sie erst einmal das Skifahren erlernen. Laut dem Sportminis­ter werde man in den kommenden Jahren einige Tausend Skilehrer brauchen. Auch hier steht eine österreich­ische Lösung parat: Die Wiener „Snowsports Academy“bringt mit ihren rund 50 Skilehrern weltweit – auch im Iran, Afghanista­n und Griechenla­nd – den ortsansäss­igen Ausbildern richtiges Skifahren bei.

Wie viel Geld letztlich in China zu holen ist, kann man laut Mayr noch nicht abzuschätz­en. Nur so viel: „Da geht’s wirklich um ganz viele Millionen.“

Der KURIER ist auf Einladung der Wirtschaft­skammer in Südkorea.

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Große Letter, noch größere Präsenz im südkoreani­schen PyeongChan­g: Das „Österreich-Haus“ist das rot-weiß-rote Werbezentr­um bei den Olympische­n Spielen

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