Werber für die Stadt
Norbert Kettner
Der gebürtige Tiroler (*1967) ist seit September 2007 Geschäftsführer des Wien Tourismus. Zuvor war er
(ab September 2003) Gründungsgeschäftsführer der departure wirtschaft, kunst und kultur GmbH, Österreichs erster Wirtschaftsförderinstitution für die Creative Industries.
Tourismusmetropole
Im Vorjahr zählte Wien 15,51 Mio. Gästenächtigungen (+3,7 Prozent). Die Stadt hat 64.000 Gästebetten, Tendenz weiter steigend. Laut Statistik gibt ein Wien-Tourist 253 Euro pro Nächtigung (inkl. Hotel und Taxi usw.) aus. Wien die Situation am Stephansplatz. Dort tummeln sich immer mehr Menschen in Kostümen, die Konzertkarten verkaufen wollen. Mitunter werden da Versprechen nicht eingehalten, das Orchester besteht dann aus ein paar Musikern in einem Hinterzimmer.
Gibt es auch Beschwerden aus der Bevölkerung?
Ja, das zeigen unsere Umfragen. Bei offenen Antwortmöglichkeiten sprechen sich 55 Prozent für eine Regulierung von Straßenverkäufern und 52 Prozent für eine Regulierung der Souvenirstände aus. Es kann nicht sein, dass an jeder Ecke einer etwas verkaufen will. Und dazu kommen die Rikscha-Fahrer, die ständig über den Platz kreisen. Schon allein, weil sie nicht dort stehen dürfen ...
Wer soll das verhindern?
Manches wird man nicht verhindern können, aber es braucht neue Spielregeln. Bei der Umsetzung ist die Stadt mit ihren Juristen gefordert. Nicht nur in Wien, in allen Tourimusstädten. In Rom sind die Menschen in Gladiatoren-Kostümen verboten worden, die sich als Fotomotiv angeboten haben.
Also keine Kartenverkäufer mehr am Stephansplatz?
Ziel wäre eine Limitierung der Verkäufer. Räumlich und zeitlich. Es kann nicht sein, dass im öffentlichen Raum jeder macht, was ihm gerade einfällt. Wir können nicht immer „Hurra!“rufen, wenn ein Entrepreneur kommt und irgendwas im öffentlichen Raum verkaufen will. Einer wollte SegwayTouren am Zentralfriedhof veranstalten und hat die Unterstützung des Wien Tourismus eingefordert. Da bin ich gern eine Spaßbremse.
Stört es Sie, wenn Wien den Titel UNESCO-Weltkulturerbe verliert?
Francesco Bandarin, der ehemalige Direktor des UNESCO-WeltkulturerbeZentrums, hat gesagt, dass die Auswirkungen auf bekannte Städte vernachlässigbar sind. Also nein. Ich bin auch der Meinung, dass man das Zentrum einer Millionenstadt nicht unter den Glassturz stellen soll. Und was wir auch nicht brauchen, ist