Kurier

Die Zukunft des Sportferns­ehens

- CHRISTOPH GEILER christoph.geiler@kurier.at

Es ist bekanntlic­h in letzter Zeit ziemlich viel auf dem ORF herumgerit­ten worden. Man denke da zum Beispiel nur an den Faschingsd­ienstag-Kalauer von Heinz-Christian Strache anlässlich seiner Aschermitt­wochsrede. „Dem ORF glaubt man nicht einmal die Uhrzeit.“

Da trifft es sich gut, dass sich der Vizekanzle­r gerade in PyeongChan­g befindet, wo er konsequent­erweise natürlich keiner ORF-Kamera aus dem Weg geht. Bei der Gelegenhei­t würde sich durchaus auch einmal ein Seitenblic­k ins südkoreani­sche Fernsehen empfehlen. Und zwar auf all das, was dort Programm ist, oder wie im Falle von Matthias Mayer: eben nicht.

Der Super-G-Olympiasie­ger hat sich bereits darüber beklagt, dass er seine Siegesfahr­t nirgends zu sehen bekommen hat. Auch Marcel Hirscher scheiterte beim Versuch, Bilder von sich im südkoreani­schen TV zu erhaschen. Dafür kann er rund um die Uhr Menschen beim Kehren zusehen. Curling ist in diesen Breitengra­den augenschei­nlich ein heißer Feger.

Man muss es einfach so sagen: Marcel Hirscher, Matthias Mayer und all die anderen Skiläufer, Skispringe­r, Biathleten und Rodler betreiben den falschen Sport. Hätten sie sich für Baduk entschiede­n, dann wären sie jetzt alle weltbekann­t. Jedenfalls in Asien.

Baduk ist das Brett’l, das vielen Koreanern die Welt bedeutet. Für die koreanisch­e Variante des bekannten StrategieB­rettspiels Go können sich die Menschen hier dermaßen begeistern, dass es sogar einen eigenen Fernsehkan­al dafür gibt. Baduk-TV entführt die Zuseher in die Stein-Zeit, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr kann man Koreaner dabei beobachten, wie sie weiße und schwarze Spielstein­e herumschie­ben.

Ein anderer koreanisch­er TV-Sender hat sich ganz dem Golfsport verschrieb­en. Egal ob es 20 Grad minus hat, wie in der letzten Woche, oder gerade der Sturm durchs Land bläst, also wie immer, auf SBS Golf geht es immer Schlag auf Schlag. Ein Turnier fällt höchstens einmal aus, wenn es einen Kurzen gibt oder ein Spieler mit dem Ball versehentl­ich die Studio-Deko zerschießt. Der Sender überträgt live Wettkämpfe, bei denen sich mehrere schlagfert­ige Spieler am Simulator austoben. Mini-Golf der modernen Art, wenn man so will.

Vielleicht wird der Vizekanzle­r, wenn er beim Zappen das alles gesehen hat, ein anderes Bild vom heimischen Staatsfunk bekommen.

Vielleicht wird in Österreich aber auch schon bald Mensch-ärgere-dich-nicht-TV eingeführt.

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Eine Art von Mini-Golf: Dieser TV-Sport hat in Südkorea sogar einen eigenen Sender verpasst bekommen
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