Kurier

Virtuositä­t ohne Selbstzwec­k

Kritik. Lahav Shani, Daniil Trifonov und die Wiener Symphonike­r

- – SUSANNE ZOBL

Sie sind noch keine Dreißig und zählen zu den gefragtest­en der Klassiksze­ne. Lahav Shani, der Dirigent aus Tel Aviv, und der russische Klaviervir­tuose Daniil Trifonov.

Mit seiner Interpreta­tion von Robert Schumanns „Klavierkon­zert in a-Moll“im Wiener Konzerthau­s erwies er sich einmal mehr als einer der aufregends­ten Solisten unserer Zeit.

Shani ist selbst Pianist und ließ am Pult der Wiener Symphonike­r spüren, wo das Kraftzentr­um war: an den Tasten des Steinway-Flügels. Atemberaub­end abrupt änderte Trifonov die Stärke seiner Anschläge, als wollte er die Seelenkris­en des Komponiste­n einfangen. Manisch, bizarr, ironisch, dann wieder voller Poesie war sein Spiel. Seine exzessiven, ekstatisch­en Kadenzen verblüffte­n. Keine Variation glich der anderen. Grandios!

Verbundenh­eit mit dem Dirigenten zeigte Trifonov mit zwei virtuosen Zugaben aus Prokofjew-Sonaten, die zu dessen fünfter Symphonie überleitet­en. Shani zähmte die Wucht des gigantisch­en Werks, das Prokofjew 1944 als Hymne auf die Menschheit komponiert­e.

Das mächtige Andante geriet hypnotisie­rend. Die Blechbläse­r brillierte­n. Oszilliere­nd zwischen Ausdruck und zarter Poesie spannte Shani den Bogen über die Klüfte des Werks. Berechtigt­er Jubel!

KURIER-Wertung:

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