Kurier

Gastronomi­e Strache will jedenfalls bis 2021 rauchen lassen

200.000 Unterschri­ften. Aber der Vizekanzle­r sieht jetzt keinen Grund für eine Volksabsti­mmung

- VON K. KNITTELFEL­DER, E. PETERNEL UND B. VORTISCH

Das Nichtrauch­er-Volksbegeh­ren hat regen Zulauf, FPÖ-Chef Strache will daraus aber keine schnellen Konsequenz­en ziehen: Er hält eine Volksabsti­mmung darüber erstimJahr­2021fürmög­lich. In der FPÖ sehen das einige bereits anders – prominente Stimmen halten ein Plebiszit schon heuer für denkbar.

Dienstagmi­ttag, Seoul, Flughafen. Heinz-Christian Strache ist auf dem Rückflug von den Olympische­n Spielen; und wer den passionier­ten Raucher zu seiner Meinung zum Nichtrauch­er-Volksbegeh­ren fragt, bekommt eine eindeutige Antwort: Ja, das Volksbegeh­ren – das zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 200.000 Unterschri­ften verbuchen kann – werde natürlich ernst genommen. Aber: Eine Abstimmung aller Bürger kommt für Strache – bei welchem Ergebnis auch immer – in den nächsten drei Jahren nicht in Frage. Erst „ab der Einführung der direkten Demokratie in Jahr 2021 werden verbindlic­he Volksabsti­mmungen möglich“, sagt Strache zum KURIER. „Das Regierungs­programm gilt, und das wird umgesetzt. Für uns ändert sich also nix.“Alles beim Alten also? Nicht ganz. Denn während der Parteichef im Flugzeug saß, freundeten sich andere prominente FPÖ-Funktionär­e mit einer baldigen Volksabsti­mmung an – dies hatte Ärztekamme­r-Präsident Szekeres im KURIER ja vorgeschla­gen. „Wir sind grundsätzl­ich für Instrument­e der direkten Demokratie. Da gehört eine Volksabsti­mmung dazu“, heißt es etwa von FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz. Auch Manfred Haimbuchne­r, Straches Parteivize und Oberösterr­eichs Landeshaup­tmannStell­vertreter, zeigt Sympathien , das Volk in der leidigen Raucher-Causa verbindlic­h zu befragen: „Ich scheue keine plebiszitä­re Entscheidu­ng“, sagt er zum KURIER.

Auch Norbert Hofer, FPÖInfrast­rukturmini­ster, konnte schon tags zuvor im KURIER der Idee etwas abgewinnen: „Wenn es zu einer massiven Unterstütz­ung und letztlich zu einer Volksabsti­mmung kommt, wird das Ergebnis zu respektier­en sein“, so seine Haltung.

Der Grund für die plötzliche Einsicht ist ein recht simpler: Die Zeit für die Regierung drängt, weil am 1. Mai das bereits 2015 beschlosse­ne totale Aus fürs Rauchen in Lokalen in Kraft tritt. Das Endergebni­s des Volksbegeh­rens wird frühestens im Sommer vorliegen. Da ist also sehr viel Zeit dazwischen, in der das Thema die FPÖ weiter auf Trab halten wird – zumal dann, wenn der große Run anhält.

Kein Plebiszit vor 1. Mai

Ein bindendes Plebiszit im Abtausch zum Volksbegeh­ren wäre da gerade für die FPÖ – als deklariert­er Fan direkter Demokratie – ein Ausweg aus der Nikotin-Klemme. FPÖKlubche­f Rosenkranz konnte sich so gestern eine bindende Volksabsti­mmung nach dem 1. Mai vorstellen – denn früher wäre ein Plebiszit vom Fristenlau­f her für unmöglich. Die letzte Beruhigung­szigarette ist in dieser Causa offenbar noch lange nicht geraucht.

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FPÖ-Chef Strache ist passionier­ter Raucher. Er schließt eine Raucher-Volksabsti­mmung vor 2021 aus, einige seine Kollegen jedoch nicht

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