Heinz Petters, 85, gestorben
Nachruf. Heinz Petters (1932–2018) bleibt als legendärer Nestroy-Darsteller in Erinnerung
Der Publikumsliebling wird als großartiger Nestroy-Darsteller in Erinnerung bleiben.
Er ware in Außergewöhnlicher, ein echter Publikums liebling und in seiner Begabung, mit kleinen Gesten große Wirkung zu erzielen, unheimlich. Heinz Petters ist am 6. Februar im Alter von 85 Jahren gestorben.
Der gebürtige Grazer wollte immer schon Schauspieler werden, noch bevor er ein Theater von innen gesehen hatte. Nach Engagements an Landesbühnen kam er 1960 nach Wien in den Simpl von Karl Farkas, spielte aber auch im Raimund Theater, in der Josefstadt und in der Tribüne.
Am Volkstheater war er u.a.mitHil de So cho rund Fritz Muliar dabei, als Gustav Manker mit seinem herausragenden Ensemble in den 1960er- und 1970er- Jahren eine Nestroy-Renaissance eingeleitet hat.
Nestroy war für ihn ein Traumdichter, „der größte Dichter überhaupt “. Erspielte u.a. den Schuster Knieriem im„Lumpaziva gabun dus“weniger dämonisch und rabiat, sondern mit ungewohnt zarten Nuancen, war der Weinberl in „Einen Jux will er sich machen“und der Wendelin in „Höllenangst“, außerdem – eine seiner Lieblingsrollen – der Titus Feuerfuchs im „Talisman“.
Vielseitig
Außerdem war Petters auch immer wieder in Klassikern von Shakespeare und Grillparzer und im zeitgenössischen Repertoire von Gert Jonke über Marlene Streeruwitz bis zu Franzobel zu erleben.
Als amtlich für schwachsinnig erklärter Hundehändler Josef Schwejk besiegte er mit dem Lächeln der Unterdrückten die Tyrannei, überlistete mit entwaffnend gemütlicher Fürwitzigkeit die Bürokratie und staatliche Willkür.
Und ist unvergessen als Herr Schultz – neben Hilde Sochor – in Joe Masteroffs Musical „Cabaret“.
Rollenwünsche hatte er nie: „Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr beim Theater und kenne keinen Mangel an guten Rollen. Schlechte gab mir keiner meiner vielen Direktoren. Ich habe alles gespielt, was mir Freude macht.“
Er hatte nur einen Wunsch: gute Regisseure, „die sehr selten sind“, wie er einmal im KURIER-Interview sagte, „weil die Lehrmeister, die großen Zampanos wie einst Fritz Kortner und Gustav Manker oder Giorgio Strehler, fast alle ausgestorben sind. Die haben mir unendlich viel gegeben.“
Dem Volkstheater blieb er lebenslang treu, weil es zus einer Zeit„ eines der wenigen Häuser“war, das sich noch getraut hat, das zu spielen, was für ihn „die höchste Kunst“ist: Boulevard.
Nur eines wollte er nie werden: Theaterdirektor oder Regisseur. „Dazu muss man auch geboren sein.“
Filmkarriere
Populär wurde Petters auch durch zahlreiche Film- und TV-Produktionen, u. a. Reinhard Schwabenitzkys Trilogie „Ein fast perfekter Seitensprung“, „Eine fast perfekte Scheidung“und „Eine fast perfekte Hochzeit“sowie in Franz Antels „Bockerer“-Filmen, außerdem in den Serien „Die Abenteuer des braven Soldate nS chwejk “,„ Ringstraßen palais “,„ Der Sonne entgegen“und „Trautmann“.
In Schwabenitzkys Dreiteiler „Der ideale Kandidat“(1995), einer Politsatire, „in der korrupte Politiker Petite machen“, stand Petters als Bürgermeister vor der Kamera. „Beim Drehen in Vöcklabruck und St. Pölten war plötzlich der Bär los, und es hieß: Das ist ja gar keine Erfindung, sondern da und da und dort Realität.“
„Die Honoratioren standen empört am Set, konnten aber dem nichts entgegensetzen, weil die Gaunereien anscheinend wirklich passiert sind.“