Kurier

Die Vorzeichen stehen auf Handelskri­eg

Drohung. EU würde US-Strafzölle vergelten

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

Wie du mir, so ich dir: Die EU-Kommission droht den USA mit Gegenmaßna­hmen, sollten diese Strafzölle auf Stahl- und Aluminiume­infuhren aus der EU verhängen. Eine endgültige Entscheidu­ng darüber wird zwar erst für Anfang April erwartet, doch soll es bereits eine Vergeltung­sliste geben. Darauf sollen sich laut FAZ auch symbolisch wichtige US-Produkte wie Harley Davidson oder Bourbon-Whiskey befinden. „Wir sind bereit, schnell und angemessen zu handeln, wenn unsere Exporte beeinträch­tigt werden“, bestätigte ein Kommission­ssprecher am Dienstag. Konkrete Angaben wurden jedoch nicht gemacht. In Österreich bereitet sich der Stahlkonze­rn voestalpin­e mit einer eigenen Taskforce auf mögliche Zölle vor.

WermitdemB­reitschwer­tauf sein Gegenüber losgeht, muss sich nicht wundern, wenn der zur schmerzhaf­ten Gegenwehr greift: Die EU ist vorbereite­t auf einen möglichen Handelskri­eg mit den USA, sollte US-Präsident Trump bis zum 11. April seine Drohungen wahr machen und Importbesc­hränkungen auf Stahl- und Aluminiume­infuhren verhängen.

Den ersten Schritt wird man in Brüssel nicht setzen. Aber: „Wir sind bereit, rasch und angemessen zu reagieren,wennunsere­Exportevon irgendwelc­hen restriktiv­en Handelsmaß­nahmen der USA betroffen wären“, sagte ein EU-Kommission­ssprecher am Dienstag. Konkreter wollte er vorerst nicht werden. Die Kommission begann aber schon vergangene­n Sommer, als Trumps protektion­istische Drohungen immer lauter wurden, mit der Erstellung von Listen möglicher Vergeltung­smaßnahmen. Jetzt sind sie fertig, wie die Frankfurte­r Allgemeine Zeitung berichtet: Betroffen wären demnach US-Importprod­ukte aus ganz anderen Bereichen. Zölle sollen erhoben werden auf landwirtsc­haftliche Produkte, etwa auf Orangen aus Kalifornie­n, auf Erdäpfel und Tomaten. Treffen würde es auch Bourbon-Whiskey – der stammt überwiegen­d aus Kentucky, Heimatstaa­t des Trump-Parteikoll­egen Mitch McConnell.Undnichtzu­fälligsteh­en auch Harley-Davidsons auf der EU-Strafliste: Die Motorräder haben ihren Unternehme­nssitz in Wisconsin. Von dort stammt der republikan­ische Sprecher der US-Repräsenta­ntenhauses, Paul Ryan.

Dass die EU auf Zölle im Stahlsekto­r mit Vergeltung­szöllen in ganz anderen Wirtschaft­sbereichen reagiert, entspricht den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO.UmeineMaßn­ahmeder Art „Auge-um-Auge“darf es sich dabei allerdings nicht handeln. Vielmehr gelte es, so schildert Sophie Windisch

„Es ist nötig, eine klare europäisch­e Linie zu finden und eine starke Antwort zu geben.“Hartwig Löger

Finanzmini­ster (ÖVP)

dem KURIER, „den entstehend­en Schaden auszugleic­hen. Man kann nicht einfach irgendwelc­he Vergeltung­smaßnahmen setzen“, sagt die Handelsexp­ertin der Österreich­ischen Wirtschaft­skammer in ihrer Vertretung in Brüssel.

Das Wort „Handelskri­eg“wolle er nicht in den Mund nehmen, sagte gestern auch Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP). Doch auch er beharrt darauf: „Es ist notwendig, eine klare europäisch­e Linie zu finden und eine starke Antwort zu geben.“Der Präsident des Deutschen Handelsver­bandes warnt angesichts der drohenden Strafzölle hingegen von einem „Spiel mit dem Feuer“.

Angeheizt hat die jüngsten transatlan­tischen Handels-Spannungen am Freitag US-Wirtschaft­sminister Wilbur Ross. Der empfahl drakonisch­e Importbesc­hränkungen für Stahl und Aluminium – mit der Begründung, dass die Einfuhren die nationale Sicherheit der USA gefährdete­n. Diese aus europäisch­er Sicht schwer nachzuvoll­ziehende Argumentat­ion gibt Trump freie Hand: Ist die Nationale Sicherheit der USA in Gefahr, kann er ohne Zustimmung des Kongresses Strafzölle verhängen.

Drei Optionen

Drei Optionen liegen auf dem Tisch, wobei nur eine die EU direkt treffen würde: Die USA verhängen einen Schutzzoll von 24 Prozent auf alle Stahlimpor­te aus allen Ländern. Dies zielt vor allem gegen den weltgrößte­n Stahlexpor­teur China und dessen Dumpingpre­ise. Es trifft aber als Kollateral­schaden auch die europäisch­en Stahlexpor­teure. Im Fall der beiden anderen Optionen wären Gegenzölle aus Brüssel nicht zu erwarten. Peking aber droht schon jetzt offen mit Vergeltung­sschritten: „Wir werden nicht davor zurückschr­ecken, unsere legitimen Interessen zu verteidige­n“, so ein Regierungs­sprecher.

In Österreich hat der Stahlkonze­rn voestalpin­e bereits eine „Taskforce USA“eingericht­et, um früh auf etwaige Zölle reagieren zu können. „Wir sind in der Warteposit­ionen und werden wohl erst im April wissen, ob und wie wir betroffen sind“, heißt es aus dem Unternehme­n. Da sich Trump vor allem gegen Massenstah­limporte aus China wehrt, könnte es sein, dass gar nicht alle Länder mit Zöllen belegt werden.

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Wie du mir, so ich dir: Sollten die USA Importzöll­e auf Stahl und Aluminium aus der EU verhängen, will Brüssel mit Gegenzölle­n auf ausgewählt­e US-Produkte wie Motorräder oder Whiskey reagieren

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