Kurier

Kinderbeih­ilfe: VdB rügt Regierungs­plan

Präsident contra Koalition. Van der Bellen hat Bedenken bei Kürzung der Unterstütz­ung für Ausländer

- –EP

Das Szenario ist rund um den Wahlgang oft gezeichnet worden: Da der einst grüne Präsident, dort die türkisblau­e Regierung – inhaltlich­e Differenze­n sind da eigentlich vorprogram­miert.

Gemerkt hat man davon bisher allerdings recht wenig. Alexander Van der Bellen äußert sich, so ja auch das präsidiale Amtsverstä­ndnis, so gut wie gar nicht zu tagespolit­ischen Themen; Ausnahmen sind nur moralische Grundsatzf­ragen – etwa die (erste) Liederbuch-Causa oder der ORF-Lügenvorwu­rf der FPÖ, zumal die ja nun Regierungs­partei ist.

Dass Van der Bellen sich nun aber höchst kritisch zu einem aktuellen Vorhaben der Regierung äußert, kann man darum durchaus überrasche­nd nennen: Er äußerte bei einem Treffen mit seinem slowakisch­en Amtskolleg­en Andrej Kiska Bedenken wegen der von der Regierung geplanten Kürzung der Kinderbeih­ilfe für Ausländer.

Pf lege-Misere droht

Geht es nach ÖVP/FPÖ, soll die Kinderbeih­ilfe für Personen mit nichtöster­reichische­m Pass künftig indexiert werden – also auf das jeweilige, vor allem im Osten weitaus niedrigere Landesnive­au angepasst werden. Genau das ist auch die Krux an der Sache – und der Grund, warum Van der Bellen sich dem Thema überhaupt widmet: Bezogen wird die Familienbe­ihilfe nämlich von vielen Pflegerinn­en, die in Österreich arbeiten, und das teils zu äußerst niedrigen Löhnen.

Für sie ist die staatliche Unterstütz­ung mit ein Grund, den Job zu machen: 40 Prozent der Slowakinne­n, die in Österreich tätig sind, würden ihre Jobs ohne Kinderbeih­ilfe aufgeben, ergab eine Umfrage aus dem Vorjahr. „Es arbeiten tausende Krankensch­western und Pflegerinn­en aus der Slowakei in Österreich. Es ist schwer zu sehen, wie wir ohne diese absolut wichtige Hilfe auskommen würden“, sagte Van der Bellen.

Dass der Bundespräs­ident sich in dieser Frage so offenherzi­g gibt, hat seine Gründe. Er kann sich nämlich darauf verlassen, auf rechtlich ziemlich sicherem Terrain zu wandeln: „Die europarech­tlichen Bedenken stehen außer Frage“, sagte er noch dazu – was er meint: Nicht nur die EU-Kommission und der EuGH-Präsident haben die Regierungs­pläne skeptisch bewertet, auch der Rechtsdien­st des Deutschen Bundestage­s hat die Idee als rechtlich undurchfüh­rbar bezeichnet. Das hat übrigens dazu geführt, dass die deutsche Regierung ihr Ansinnen bis auf Weiteres auf Eis gelegt hat.

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