Kurier

Null Zinsen und teure Aktien: Anleger unterschät­zen Risiken

Börsen. Auf der Suche nach günstigen Aktien greifen Investoren unüberlegt zu viel zu riskanten Titeln, warnt der Investment-Experte Marc Renaud.

- VON IRMGARD KISCHKO

Weil es mit Anleihen guter Bonität nichts zu verdienen gibt und auch an den Börsen die meisten Titel sehr teuer geworden sind, lassen sich Anleger zunehmend in riskante Investment­s locken. „In diesem Börsenumfe­ld greifen Investoren zu billigen Aktien, sie denken nicht an Risiken“, sagt Marc Renaud, Gründer und Chef der französisc­hen Investment­Gruppe Mandarine Valeur.

Am Ende komme die große Ernüchteru­ng. Wenn Aktien in Phasen der BörsenHaus­se billig seien, habe das meist einen Grund. „Die Unternehme­n könnten pleite gehen“, sagt Renaud. Aber auch er schaut sich in aktuell doch teuren Aktienmärk­ten um günstige Kaufmöglic­hkeiten um. Sein Ansatz: value investing. Das heißt, das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Unternehme­nswert muss passen.

Ölkonzerne im Fokus

Eine Branche, auf die Renaud ein Auge geworfen hat, ist die Öl- und Gasbranche. „Die Unternehme­n sitzen auf einem Berg Cash, der Ölpreis zieht an. Das sind gute Voraussetz­ungen“, gibt sich der Aktien-Experte überzeugt. Der französisc­he Total-Konzern etwa schreibe schon bei einem Ölpreis von 27 Dollar je Fass Gewinne. Jetzt kostet Öl um die 60 Dollar. Das viele Geld, das diese Konzerne verdienen, würden sie zum Teil in höhere Dividenden und zum Teil in erneuerbar­e Energien stecken. „Die Großen werden Gewinner der Energiewen­de sein. Sie haben das Geld dafür.“

Bei Kursrücksc­hlägen einsteigen will der FondsSpezi­alist auch in die Finanzbran­che. Schon im Vorjahr hat er damit bestens verdient – etwa mit UniCredit. Und an der Wiener Börse mit Aktien der Erste Group. Inzwischen ist ihm diese Aktie aber zu teuer geworden, er hat sie verkauft. Auch die OMV ist für Renaud im internatio­nalen Vergleich zu teuer. Er bevorzugt etwa Shell.

Unter den Investment­Regionen gibt er Großbritan­nien den Vorzug – trotz Brexit: „Die meisten Unternehme­n an der Londoner Börse verdienen außerhalb des Landes. Die kaufe ich.“Von rein britischen Firmen lässt er die Finger. 2017 schaffte sein Mandarine Valeur eine Performanc­e von 12,15 Prozent.

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Die Börse-Bullen sind seit Jahren auf der Siegerstra­ße. Die Bären liegen aber schon auf der Lauer

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