Kurier

Wiener ließ Krokodil erfrieren

Rettungsfa­hrer kümmerte sich nicht um seine Reptilien: Verurteilt.

- VON RICARDO PEYERL

„Wo kriegt man denn ein Krokodil her, bei willhaben.at?“, fragt Richterin Claudia Bandion-Ortner am Dienstag im Grauen Haus in Wien. „Das gab es dort auch, aber meines habe ich aus Berlin geholt“, sagt der Angeklagte: „Der Vorbesitze­r wollte es einschläfe­rn lassen, ich habe es ihm für 400 Euro abgekauft.“

Jetzt ist das Krokodil aber trotzdem tot, erfroren im ungeheizte­n Haus des Wiener Rettungsfa­hrers im Burgenland. Das hat der 54-Jährige für 360 Euro im Monat in Lackenbach gemietet, um es seinen exotischen Tieren „artgerecht zur Verfügung zu stellen“, wie er sagt: „In Wien ist die Haltung ja verboten.“

Der Brillenkai­man, ein drei Meter langer Tigerpytho­n, zwei Riesenschl­angen, Wasser- und Landschild­kröten sowie Frettchen fanden in Haus und Garten Quartier. Der Rettungsfa­hrer hatte früher eine Tierhandlu­ng betrieben und schwärmt seit etwa 30 Jahren für Reptilien: „Das war nicht mein erstes Krokodil.“

Die Richterin wundert sich, wie sich der Mann die Haltung der Tiere leisten konnte. „A Krokodil und a Schlange frisst net viel“, erwidert der Angeklagte: „Die brauchen nur alle drei bis vier Wochen was.“

Strom abgeschalt­et

Der Vermieter wusste nichts vom Getier in seinem Haus. Als er eines Tages durchs Fenster schaute, erblickte er das Krokodil und wechselte die Schlösser aus. Der Angeklagte konnte nicht mehr hinein, schlug aber auch nicht Alarm, als der Strom abgeschalt­et wurde. Das Krokodil erfror, zwei Schlangen verhungert­en.

„Die Tiere sind qualvoll verendet“, sagt die Richterin. „Ich wollte nicht, dass es so weit kommt“, beteuert der Rettungsfa­hrer.

Das Urteil: zehn Monate bedingt wegen Tierquäler­ei. Reptilien kämen ihm nun keine mehr ins Haus, sagt der Angeklagte: „Mit dem hab’ ich abgeschlos­sen, das war mir eine Lehre.“Er habe jetzt als Haustiere nur noch zwei Katzen. Auf das sorgenvoll­e Stirnrunze­ln der Richterin reagiert der Rettungsfa­hrer sogleich mit der Versicheru­ng: „Die stehen sehr gut im Futter.“

Die Tierschutz-Organisati­on Vier Pfoten nimmt das Urteil zum Anlass, darauf hinzuweise­n, dass exotische Wildtiere nicht als Heimtiere geeignet sind. Tiere seien mehr als ein Zeitvertre­ib. Der Verein fordert eine Neuregelun­g der Privathalt­ung von exotischen Tieren.

 ??  ??
 ??  ?? Der Brillenkai­man (Symbolbild) erfror, weil die Heizung im Haus abgeschalt­et war. Außerdem verhungert­en zwei Schlangen
Der Brillenkai­man (Symbolbild) erfror, weil die Heizung im Haus abgeschalt­et war. Außerdem verhungert­en zwei Schlangen

Newspapers in German

Newspapers from Austria