Madame Ninas Memoiren und die Folgen: Drei Monate bedingt
Ein Buch beflügelte die Fantasie eines 65-Jährigen: In ihren Memoiren schrieb die Wiener Rotlicht-Legende Nina Janousek im Vorjahr über Eingemachtes. Am Rande erwähnte sie eine gewisse „Eva“, die nun in der Politik tätig sei. Für den 65-jährigen Pensionisten und „Journalisten“eine klare Sache: Es müsse sich um die ehemalige Grünen-Chefin Eva Glawischnig handeln, war er überzeugt, und verbreitete das auf seiner Homepage. Am Dienstag wurde er wegen übler Nachrede am Landesgericht Wien verurteilt: Drei Monate bedingte Haft sowie 2200 Euro Entschädigung; nicht rechtskräftig.
Der Beschuldigte akzeptierte das Urteil, Glawischnigs Rechtsvertreterin Maria Windhager gab vorerst aber keine Erklärung ab.
Aussage vom Bett
Im Vorfeld war umfangreich ermittelt worden. Zuletzt musste Nina Janousek selbst aussagen – sie ist derzeit wegen einer schweren Herzerkrankung ans Krankenbett gefesselt und wurde via Skype zu Glawischnigs Privatleben einvernommen und bestätigte, dass die Aussagen des „Journalisten“pure Einbildung waren.
Der Beschuldigte wurde in sämtlichen Punkten schuldig gesprochen. Er hatte gleich mehrfach seine Theorie unters Volk gebracht. Auch der Hinweis, dass es sich bei den gedruckten Namen nicht um die echten Namen handelte, fruchtete nicht. Vor Gericht bekannte er sich „nicht schuldig“. Es habe „Indikatoren gegeben, dass es stimmen könnte“, erklärte er. Zudem hätte er Leserzuschriften bekommen.
Erschwerend wertete Richter Thomas Spreitzer bei der Straf bemessung, dass der Mann nach dem ersten Verhandlungstermin im vergangenen November weitere Aussagen publizierte hatte, die geeignet waren, die ExPolitikerin in der Öffentlichkeit verächtlich zu machen.