Kurier

Mehrarbeit setzt vielen Spitalsärz­ten zu

Neun von zehn Medizinern leisten Überstunde­n, zeigt eine Umfrage der Ärztekamme­r

- VON STEFANIE RACHBAUER

Drei Jahre ist das überarbeit­ete Kranken anstalten-Arbeitszei­t gesetz mittlerwei­le alt – bei der Wiener Ärztekamme­r löst es nach wie vor Unmut aus. Denn Spitalsärz­te arbeiten – vor allem in den Wiener Gemeinde spitälern– mehr als erlaubt, kritisiert die Kammer .„ Wir sind einfach zu wenige, um unsere Arbeit ohne Überstunde­n erledigen zu können“, sagt Wolfgang Weismüller, Obmann der Kurie für angestellt­e Ärzte.

Rückblick: 2015 setzte Österreich nach jahrelange­n Verzögerun­gen eine EU- Richtlinie um, wodurch die maximal erlaubte WochenArbe­itszeit für Spitalsärz­te von 60 auf durchschni­ttlich 48 Stunden sank. Die NeuRegelun­g führte wegen befürchtet­er Lohneinbuß­en bundesweit zu Spannungen zwischen Krankenhau­sbetreiber­n und Medizinern. In Wien gipfelte der Streit 2016 in einem Warnstreik.

Nun ließ die Wiener Ärztekamme­r vom Meinungsfo­rschungsin­stitut IFES rund 4500 Ärzte aus den Gemeindesp­itälern (betrieben vom Wiener Krankenans­taltenverb­und,

kurz KAV) und den Privat- und Ordenskran­kenhäusern online zu ihrem Arbeitspen­sum befragen. Rund 33 Prozent der kontaktier­ten Medizinier nahmen teil.

Das Ergebnis: 89 Prozent der befragten KAV-Ärzte und 88 Prozent der Mediziner aus anderen Anstalten beenden ihre Tagdienste nicht pünktlich. Etwas besser ist demnach die Situation in den Nachtschic­hten: Rund 40 Prozent der teilnehmen­den Wiener Spitalsärz­te verlassen das Spital morgens zeitgerech­t. Zurückzufü­hren sind die Mehrstunde­n auf Dienstüber­gaben, administra­tive Tätigkeite­n und die Patientenv­ersorgung. Problemati­sch ist laut Umfrage auch das Thema Zeitaufzei­chnung. Fast die Hälfte der KAV-Ärzte, die Überstunde­n leisten, notieren diese nicht wahrheitsg­emäß. Und das zum Teil deshalb, weil die Vorgesetzt­en dies laut Angaben der Befragten nicht wünschten. In den anderen Häusern liegt dieser Anteil nur bei 19 Prozent.

Ärztemange­l

„Das ist ein Zustand, der sich dringend ändern muss“, sagt Weismüller. Seine wichtigste Forderung: „Es braucht mehr Ärzte.“Allein durch unentgeltl­ich

geleistete Überstunde­n im KAV würden rund 120 Vollzeitäq­uivalente ersetzt. Insgesamt fehlen laut Weismüller bis zu 375 Mediziner. Weiters fordert die Kammer eine Reduktion administra­tiver Tätigkeite­n für Ärzte und die Umsetzung Zentraler Notaufnahm­en.

Arbeiten Ärzte mehr als 40 Wochenstun­den, handle es sich um illegale Mehrstunde­n, betonte Weismüller bei der Umfrage-Präsentati­on. Laut KAV beträgt die Normalarbe­itszeit 40 Stunden, Mehrleistu­ngen bis 48 Stunden seien zulässig und würden auch bezahlt. Der KAV nehme die Umfrage sehr ernst, versichert ein Sprecher. Generell seien die Mitarbeite­r verpflicht­et, die Arbeitszei­terfassung korrekt zu führen – was auch klar geregelt sei. Der Ausbau der Zentralen Notaufnahm­en habe hohe Priorität und sei im Laufen.

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