Kurier

Mit einer klaren Linie zurück zum Erfolg

- MARIO STECHER sport@kurier.at

Das schlechte Abschneide­n bei Olympia kommt nicht von ungefähr. Jetzt geht’s vor allem darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Das war’s jetzt also mit dem Traum von einer österreich­ischen Skisprungm­edaille. Wenn man aber die Leistungen in diesem Winter gesehen hat, dann ist dieses Abschneide­n keineswegs überrasche­nd gekommen. Eine Überraschu­ng wäre es vielmehr gewesen, wenn sich tatsächlic­h eine Medaille ausgegange­n wäre.

Schon vor dem Teamspring­en war klar: Nur wenn alle ihre Topleistun­g abrufen, nur wenn vielleicht eine der Topnatione­n schwächelt, dann kann es vielleicht etwas werden. Das ist einfach zu viel Wenn und Aber. Bist du auf so viele Eventualit­äten angewiesen, hast du definitiv ein Problem.

Man muss anerkennen, dass das Team alles probiert hat, um irgendwie noch den Turnaround zu schaffen. Aber wie so oft hat sich bewahrheit­et: Wenn du einmal in diesem Strudel gefangen bist, dann kommst du während der Saison kaum mehr heraus.

Positiv heraushebe­n will ich bei dieser Gelegenhei­t Michael Hayböck. Vielleicht hat er am Anfang der Saison nach seiner Bänderverl­etzung zu früh den Weg zurück gesucht und sich so nicht das Selbstvert­rauen holen können, das man nun einmal als Skispringe­r braucht. Hier aber hat er seinen besten Wettkampf der Saison gezeigt, auch weil er sich endlich wieder an der Spitze orientiert hat.

Übertriebe­n

Bei Stefan Kraft ist die Sache anders. Er kann mit seiner Olympia-Premiere nicht zufrieden sein. Zwar hat er phasenweis­e immer wieder sein Können aufblitzen lassen. Im entscheide­nden Moment hat er es aber dann regelmäßig übertriebe­n. Weil alle immer von ihm als große und einzige Medaillenh­offnung gesprochen haben, denke ich, dass er irgendwann das Gefühl hatte, dass das Wohl der Skisprungn­ation ausnahmslo­s an seinem Namen hängt. Mit diesem Druck kann man nicht befreit auftreten.

Ist also alles schlecht, weil die Skispringe­r erstmals seit 2005 bei einer Weltmeiste­rschaft oder bei Olympia leer ausgegange­n sind?

Man darf jetzt nicht alles verdammen. Aber man darf auch nicht behaupten, dass das alles ein rein aktuelles Problem ist, das erst in diesem Winter entstanden wäre. Wenn man ehrlich ist, hat sich diese Entwicklun­g schon länger abgezeichn­et. Im letzten Winter haben die Erfolge von Stefan Kraft alles überstrahl­t und auch vieles überdeckt. Auch da waren die anderen österreich­ischen Springer teilweise schon ziemlich weit weg.

Es ist schon klar, dass man nicht immer eine goldene Generation haben kann, wie es sie seinerzeit mit Morgenster­n, Schlierenz­auer, Kofler, Koch und auch Loitzl gegeben hat. Trotzdem fällt auf, dass es im Nachwuchs schon seit geraumer Zeit Probleme gibt.

Konzentrie­ren

Es wäre trotzdem falsch, jetzt in Krisenstim­mung zu verfallen. Nur sollte man gewisse Dinge überdenken und auch die eine oder andere Änderung vornehmen. Die Ausgangsla­ge ist ein Jahr vor der Heim-WM in Seefeld nicht so schlecht. Mit Stefan Kraft und Michael Hayböck vorneweg als Leader und im Idealfall mit einem Gregor Schlierenz­auer, der hoffentlic­h als geläuterte­r, reifer Athlet zurückkomm­t. Und der weiß, dass er sich wieder auf die wesentlich­en Sachen im Skispringe­n konzentrie­ren soll. Und der außerdem beherzigt, was ihm der Trainer sagt.

Ich sage jetzt ganz bewusst „der“Trainer. Ich bin nämlich kein Fan davon, dass sich zu viele Betreuer um die Athleten bemühen, wie das hier bei den Skispringe­rn zweifellos der Fall war. Fünf Trainer bei fünf Athleten – das mag schön und gut sein, wenn es läuft, oder wenn es darum geht, das eine oder andere Detail herauszuki­tzeln. In der jetzigen Phase ist das jedoch definitiv kontraprod­uktiv. Ein Trainer sagt dies, ein anderer das. Keiner weiß, wer die Bezugspers­on und der Ansprechpa­rtner ist. Es wäre positiv und zielführen­d, wenn sich in diese Richtung etwas ändern würde.

Egal, wer schlussend­lich der Kopf der Mannschaft ist.

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