Kurier

Familienbe­ihilfe für EU-Ausländer: Kneissl schubladis­iert Kritik

Stellungna­hme gelöscht. Außenminis­terium erhält Nachfrist für Bewertung des Gesetzes – Parlament sieht „Routinevor­gang“, SPÖ ortet „Zensur“

- – MICHAEL BACHNER

Am vergangene­n Freitag endete die Frist für öffentlich­e Stellungna­hmen zu den umstritten­en Kürzungspl­änen der Regierung bei der Familienbe­ihilfe.

Türkis-Blau legte einen Gesetzesen­twurf vor, verschiede­nste Institutio­nen und Organisati­onen bewerteten­dasVorhabe­n– vieledavon kritisch. Dass ausgerechn­et das Außenminis­terium ebenfalls eine kritische Stellungna­hme abgab, diese dann aber wieder von der Parlaments­homepage löschenlie­ß, regtnunnic­htwenige Abgeordnet­e auf.

Im Kern sollen Eltern, die in Österreich arbeiten, ihre Kinder aber weiter im Aus- land lassen, nur noch die Beihilfe nach den jeweiligen Lebenserha­ltungskost­en im Ursprungsl­and bekommen.

Viele Rechtsexpe­rten bis hin zur EU-Kommission haben dieses Vorhaben in den vergangene­n Monaten als nicht EU-rechtskonf­orm kritisiert. Österreich­s östliche Nachbarn sowieso. Und auch das Völkerrech­tsbüro im Außenminis­terium äußerte – zunächst – schwere Bedenken. Der vorliegend­e Entwurf werfe aus europarech­tlicher Sicht „mehrere Fragen auf“. Der Europäisch­e Gerichtsho­f habe ähnliche Kürzungspl­äne in anderen EU-Ländern schon „mehrfach“abgelehnt. Undso weiter und sofort.

Das war am Freitagnac­hmittag noch auf der Parlaments­homepage zu lesen, SPÖ-Familiensp­recherin Ulrike Königsberg­er-Ludwig machte dazu am Samstag eine eigene Aussendung. Tenor: Wenn sogar Beamte des Außenminis­teriums den Entwurf in Frage stellen, sind „schwere Zweifel angebracht“. Am Montag war besagte Stellungna­hme plötzlich verschwund­en.

Zu früh verschickt

Im Außenamt spricht man von einem „Fehler einer Kollegin“. Die Stellungna­hme ausdemVölk­errechtsbü­rosei schlicht und ergreifend zu früh abgeschick­t worden. Der Text sei vom Kabinett von Ministerin K ar inKneissl noch nicht zur Veröffentl­ichung frei gegeben gewesen. Daher habe man jetzt um eine Fristverlä­ngerung angesucht, diese auch bekommen und die neue Stellungna­hme sei nun „in Ausarbeitu­ng“.

Im Parlament teilt man diese Version. Ein Sprecher sagte, es habe sich um einen „Routinevor­gang“gehandelt. Die Stellungna­hme des Völker rechts büros sei zurückgezo­gen und von der Homepage genommen worden, weil sie fehlerhaft gewesen sein. Das liege aber in der Verantwort­ung des Senders, also des Außenminis­teriums.

Wann die neue Stellungna­hme kommt und ob dort die kritischen Passagen ebenfalls enthaltens ein werden, wurde nicht kommentier­t.

SPÖ-Abgeordnet­e Königsberg ersagte zum KURIER: „Ich finde die Vorgangswe­ise abenteuerl­ich. Das riecht für mich nach Zensur. Schade, dass Kritik, die nicht ins türkis-blaue Schema passt, einfach unter den Tisch gekehrt wird.“

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Erspart ihrem Vorgänger kritische Stellungna­hme: Kneissl, Kurz

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