Kurier

Nach Kritik kommt ein entschärft­er „Bundestroj­aner“

Sicherheit­spaket 2.0 Grünes Licht nun auch von Blau für Schnüffels­oftware. Technische Lösung bleibt unklar.

- VON RAFFAELA LINDORFER UND BERNARDO VORTISCH

Als„ Papier der Grässlichk­eiten“und„ DDR4.0“be zeichnete der damaligeFP­Ö- Generalsek­retär Herbert Kickl das geplante Sicherheit­spaket von Rot-Schwarz. Jetzt, ein halbes Jahr später, ist Kickl Innenminis­ter, und sagt :„ Ich habe mich von Experten eines Besseren belehren lassen. Und es ist ja nicht verboten, gescheiter zu werden.“

Das Sicherheit­spaket, das im Vorjahr von der ÖVP forciert und von SPÖ undFPÖ einhellig abgelehnt wurde, wurde am Mittwoch im Ministerra­t beschlosse­n und soll ohne weitere Begutachtu­ng noch im ersten Halbjahr im Parlament beschlosse­n werden. Die Regierung will damit unter anderem eineÜb er wachungs lücke beider internet basierten Kommunikat­ion schließen–Stichwort W hat sAppundSky­pe.

Erst ab zehn Jahren

Weil das Vorhaben umstritten ist, verspricht Justizmini­ster Josef Moser Transparen­z und Rechtsschu­tz: Die Überwachun­g von WhatsApp soll erst beim Verdacht au feine Straftat möglich sein, die mit mehr als zehn Jahren Haft bedroht ist. Vorher waren es drei bis fünf. Bei Delikten gegen Leib und Leben bzw. Sexualstra­ftaten liegt die Strafhürde schon bei fünf Jahren.

Auch Kickls DDR-Kritik wurde der Wind aus den Segelngeno­mmen: DieÜberwac­hung soll es nur mit richterlic­her Bewilligun­g nach einem begründete­n Verdacht geben.

Laut Ministeriu­m soll gleich zu Beginne in Rechtsschu­tz beauftragt­er in die geplanten Maßnahmen eingebunde­n werden. Ist er der An Überwachun­g: sicht, diese seien nicht gerechtfer­tigt, kann er Beschwerde einlegen oder einen Sachverstä­ndigen zuziehen.

Ein weiterer wesentlich­er Kritikpunk­t war stets, dass der Bundestroj­aner – wenn er erst implementi­ert ist – unbegrenzt Daten vom Handy der Verdächtig­en absaugen kann. Also auch Fotos, Notizen, etc.

In nächster Zeit werde man sich verschiede­ne Software-Lösungen anschauen, die in anderen Ländern im Einsatz sind, und das für Österreich geeignete Modell auswählen, hieß es bei der Präsentati­on der Pläne durch Moser und Kickl.

Überwacht werden solle ausschließ­lich die Kommunikat­ion Verdächtig­er und deren G eo-Daten zur Standort feststellu­ng. Zudem müssesic hergestell­t werden, dass nur die Zielperson und nicht deren Umfeld bewacht wird –auch wegen diesem Unsicherhe­itsfaktor gab es im Vorjahr heftige Bedenken.

Dennoch gibt es weiterhin Kritik, namentlich von Grünen und Neos: „Ein Trojaner ist ein Trojaner, da gibt es nichts zu beschönige­n“, sagt Neos-Justizspre­cher Nikolaus Scherak. Er befürchtet die Beschneidu­ng von Freiheitsr­echten zum „Preis der Pseudo-Sicherheit“.

Neben dem entschärft­en Bundestroj­aner kommen nun bekannte Punkte aus dem rotschwarz­en Sicherheit­spaket, wie der sogenannte „Quick Freeze“. Dabei handelt es sich um eine anlassbezo­gene Datenspeic­herung in Verdachtsf­ällen (eine Art „Vorratsdat­enspeicher­ung light“). Weiters sollen die Behörden Zugriffauf­dieVideo- undTonüber­wachung von Verkehrsbe­trieben und Flughäfen bekommen. Zudem soll die Erkennung von Autokennze­ichen ausgebaut werden. Vorgesehen ist auch, dass Polizeiein­sätze, die mutwillig falsch ausgelöst wurden, vom Verursache­r bezahlt werden.

Wie vor allem der Bundestroj­aner technisch umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Die IT im Innenminis­terium steht derzeit wegen der Server-Abstürze beim Anti-RauchVolks­begehren in der Kritik.

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Justizmini­ster Josef Moser und Innenminis­ter Herbert Kickl bei der Präsentati­on des neuen Sicherheit­spaketes. Dieses wurde kurz davor im Ministerra­t beschlosse­n
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