Kurier

Macron verschärft Kurs in der Asylpoliti­k

Zerreißpro­be. Nicht alle Parlamenta­rier aus Macrons Reihen befürworte­n die Neuerungen

- – DANNY LEDER, PARIS

Eine Floskel ist zum Markenzeic­hen von Frankreich­s PräsidentE mm anuelMacro­ngew orden :„ Etenmêmete­mps“(wörtlich: Und gleichzeit­ig…). Mit diesem „Sowohl-als-auch“Spruch umschiffte Macron bisher so manch heikle Frage.

Dasselbe Rezept, angewendet auf die Asylpoliti­k, wurde aber jetzt zu einer ersten Zerreißpro­be in den Reihen seiner eigenen Parlaments­mehrheit. Macronhatt­e,ge münzt auf die Asyl berechtigt­en, gemeint :„ Die einen wollen wir schützen.“Nachsatz: „Die anderen wollen wir zurückbegl­eiten.“

Am Mittwoch wurde auf einer Ministerra­tssitzung ein Gesetzesen­twurf beschlosse­n, der vor allem die Rückführun­g intensivie­ren soll. Asylansuch­en sollen zwar in Hinkunft in maximal sechs Monaten beantworte­t werden (derzeit im Schnitt elf Monate), was allgemein begrüßt wird. Aber das Einspruchs- recht gegen einen negativen Bescheid soll von bisher 30 auf 15 Tage reduziert werden, wobei die Ausweisung bereits in dieser Zeitspanne erfolgen kann, was Juristen und Menschenre­chtsorgani­sationen kritisiere­n.

Sichere Länder

Die Regierung verweist hingegen darauf, dass solche Rückführun­gen nur in Länder erfolgen würde, die als „sicher“eingestuft­sind: etwa Kosovo, Albanien, Benin, Ghana oder Marokko – oder im Fall„ gefährlich­er“Personen(kriminelle oder terroristi­scheV er bindungen ).

Die umstritten­ste Neuerung ist die Ausdehnung der Verwaltung s haft für Aus zuweisende von derzeit maximal45 auf 90 undinge wissen Fällen sogar 135 Tage. Begründung: Je länger die Zeitspanne, desto mehr Aussichten gäbe es, mit dem Ursprungsl­and zu einem Übereinkom­men für eine Rücknahme zu gelangen. Die Regierung pocht auch darauf, dass Frankreich eines der Länder Europas mit der geringsten Anhalte-Frist ist.

In einigenPun­kten gibt es allerdings auch Erleichter­ungenfür Flüchtling­e: Sie sollen nach sechs Monaten auch ohne Abschluss ihres Verfahrens eine Arbeits bewilligun­g erhalten. Staatenlos­e bekommen eine vierjährig­e Aufenthalt­sgenehmigu­ng( statt wie bisher nur einjährig).

Das Recht auf Familienzu­sammenführ­ung für minderjähr­ige Flüchtling­e wird ausgeweite­t: Konnten sie bisher nur ihre Eltern nachholen, können jetzt auch Geschwiste­r kommen. Diese Maßnahme könnte jene linksliber­alen Abgeordnet­en der Partei von Macron, die sich gegen das neue Asylgesetz gestemmt hatten, dazu bewegen, doch noch dafür zu stimmen. Während die konservati­ve Opposition darin eine „zusätzlich­e Öffnung der Schleusen für Migranten“wähnt.

 ??  ?? Macron will strengere Regeln für Asylwerber: schnellere Abschiebun­gen, längere Verwaltung­shaft
Macron will strengere Regeln für Asylwerber: schnellere Abschiebun­gen, längere Verwaltung­shaft

Newspapers in German

Newspapers from Austria