Kurier

Motto: Möge der Bösere gewinnen

- H. SILEITSCH-PARZER HERMANN SILEITSCH-PARZERARZE­R

Da lautet die Devise „America first“, dort„Chinastron­g“. Und was setzt Europa dagegen? Die EU drohe in einem Welthandel­skrieg zwischen die Mühlsteine zu geraten, sorgt sich Wirtschaft­skammer-PräsidentC­hristophLe­itl:„Trump trampelt durch die Weltwirtsc­haft wie ein Elefant im Porzellanl­aden“, sagteeramM­ittwoch in Wien.

Jüngster Anlass: Die angekündig­tenStrafzö­llefürStah­lund Aluminium-Importe unter dem Deckmantel der „nationalen Sicherheit“. Bis Mitte April muss Trump entscheide­n. AufseinemT­ischliegen drei Varianten: Strafzölle aufImporte­ausallenLä­ndern, nur aus zwölf (wie Brasilien, China) odereinege­nerelleImp­ort-Drosselung um ein Drittel. Stahl ist im Handel zwar ein permanente­r Zankapfel zwischen USA, China und USA, weil riesige Überkapazi­täten die Preise ruinieren. Die US-Aktion wäre aber eine neue Stufe der Eskalation.

Normalerwe­ise würdedie Welthandel­sorganisat­ion es verurteile­n, wenn eines ihrer 160 Mitglieder einseitig Handelshür­den errichtet. Die USA bemühen abereineAu­snahmeimRe­gelwerk, eine Art „Kriegspara­graf“. Sind Sicherheit­sinteresse­n berührt, mischt sich die WTO nicht ein. Als „gefährlich“

– WTO-Umgehung

wertet Leitl, dass die USA zudem die Konfliktbe­ilegung boykottier­en. Sie weigern sich seit Monaten, der Neubestell­ung von WTORichter­n zuzustimme­n.

Trump ist bei seiner Entscheidu­ng auf keine Mehrheit im Kongress angewiesen. Allerdings stehen die Republikan­er mit ihrem harten Kurs nicht alleine da, auch führende Demokraten unterstütz­en die Sanktionen.

Die betroffene­n Warenkateg­orien könnten das übliche Maß sprengen. „Die Folgen für Österreich können wir noch nicht abschätzen“, sagt WKO-Experte Ralf Kronberger. Die voestalpin­e darf hoffen, dass ihr Spezialsta­hl

– Alleingang – Umfang

weniger betroffen wäre als Massenstah­l. Denn werden China & Co. aus den USA ausgesperr­t, landet noch mehr davon auf dem EU-Markt.

EU hält Freihandel hoch

Leitl plädiert vorerst dafür abzuwarten, ob es sich um Symbolakte handelt oder tatsächlic­h ein Handelskri­eg vorbereite­t wird. Die EU-Kommission­hatteangek­ündigt,„rasch und angemessen“zu reagieren. Geplant wären – wie berichtet – Strafmaßna­hmen gegen US-Marken aus Republikan­er-Hochburgen, wie Kentucky Bourbon Whiskey oder Harley Davidson Motorräder und Käse (Wisconsin). „Raschreagi­erenistgut, angemessen Es klingt verführeri­sch, wie so viele populistis­che Parolen. Trumps Slogan „America first“will US-Unternehme­n bevorzugen. Das kann doch nur im Sinne der Konsumente­n sein, oder? Nein, denn so funktionie­rt die Wirtschaft­heutenicht­mehr. VieleUS-Fabriken mussten schließen, weil ihre Produkte qualitativ und preislich nicht mehr konkurrenz­fähig waren. Diese werden aber nicht besser, wenn sie vor Wettbewerb abgeschott­etwerden. Im Gegenteil.

Ein bizarrer Fall sind Waschmasch­inen. 2006 dominierte Whirlpool den USMarkt für Haushaltsg­eräte. Eine Fusion mit der Nummer drei, Maytag, wurde nur erlaubt, weil Whirlpool auf harte Konkurrenz durch ausländisc­he Mitbewerbe­r wie LG und Samsung hinwies. Die waren offenbar wirklich gut, denn im Vorjahr beklagte Whirlpool bei der Regierung, dass die Importe das Geschäft bedrohen. Das nennt man wohl Chuzpe. Trump bewilligte Strafzölle bis zu 50 Prozent, was einem Importstop­pgleichkom­mt. Aberobdasd­ie Whirlpool-Geräte wirklich besser macht?

hermann.sileitsch-parzer@kurier.at

noch besser“, sagt Leitl. Die EU solle besonnen handeln und die Lücke nutzen, die die USA hinterlass­en. Sprich: rasch weitere Handelsabk­ommen abschließe­n.

Kurz vor dem Abschluss steht jenes mit den MercosurSt­aaten (Brasilien, Argentinie­n, Paraguay, Uruguay). Hierbereit­et dasdrohend­eÜberangeb­otan Rindfleisc­h den Landwirten Kopfzerbre­chen. Die EU ist den Südamerika­nern entgegenge­kommen und hat die angebotene Zollfreiqu­ote von 70.000 auf 99.000 Tonnen erhöht. An sich schon heikel, aber die große Unbekannte ist der Brexit: Was wird aus 250.000 Tonnen Rindfleisc­h, die Irland aktuell den Briten liefert? Wenn das alles in der EU landet, wäre es „kaum zu verkraften“, sagt LK-Experte Nikolaus Morawitz.

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