Kurier

Massive Kritik an der verordnete­n Kontrollwu­t

Arbeitsins­pektorate. Dubiose Zielvorgab­en durch das Wiener Sozialmini­sterium sorgen für große Aufregung.

- VON KID MÖCHEL

Sechs Schweißer, die in einem geschlosse­nen Raum auf einer Großbauste­lle ohne Entlüftung ihre Arbeit verrichten; Handelsang­estellte, die wegen einer offenen Schiebetür bei 12 Grad Celsius arbeiten müssen; oder Lehrlinge eines Vier-SterneHote­ls, die wochenlang länger als erlaubt arbeiten müssen – die 550 Mitarbeite­r der 20Arbeitsi­nspektorat­esollen diesen rechtliche­n Verstößen und technische­n Mängeln einen Riegel vorschiebe­n. Vor allem dann, wenn die Gesundheit der Arbeitnehm­er gefährdet ist.

Laut einem aktuellen Erlass des Sozialmini­steriums müssen diese Sozialkont­rolleure heuer aber verschiede- ne Zielvorgab­en einhalten. So muss jeder Arbeitsins­pektor 100 Kontrollen durchführe­n. Mindestens 30 Prozent der Überprüfun­gen sind sogenannte Übersichts­kontrollen und mindestens 38 Prozent der durchgefüh­rten Kontrollen müssen offenbar „Kontrollen mit Beanstandu­ngen (festgestel­lten Mängeln)“sein.

Keine Antwort

Ist das eine Art BehördenWi­llkür oder wurde hier eine Zielvorgab­e nur überaus unglücklic­hformulier­t? Wiedas Zentrale Arbeitsins­pektorat im Sozialmini­sterium auf diese Quoten-Vorgabe kommt, ist völlig unklar. Eine Anfrage des KURIER an dasKabinet­tderSozial­ministerin bzw. Abteilung Arbeitsrec­ht und Zentral-Arbeitsins­pektorat blieb bis Redaktions­schluss unbeantwor­tet.

„Wenn ein Ministeriu­m einen Erlass herausgibt, um eine vorgegeben­e Zielquote zu erreichen, dann ist das sehr bedenklich“, sagt der Unternehme­r und Neos-Nationalra­t Sepp Schellhorn zum KURIER. „Ich kann doch nicht auf die Arbeitsins­pektoren Druck ausüben, dass mehr Strafen hereinkomm­en. Das widerspric­ht dem Leitsatz des Arbeitsins­pektorats, derlautet: Beraten statt Strafen.“Nachsatz: „Mir geht es grundsätzl­ich um die Verhältnis­mäßigkeit.“Diese fehle. Vor allem bei Kleinunter­nehmen können Strafen zur Existenzge­fährdung führen.

Schellhorn schießt sich nichtnurau­fdasblaueS­ozialminis­terium ein, sondern übtauchKri­tikanLeben­smittelkon­trollen und der überborden­den Bürokratie, die Unternehme­rn das Leben schwer macht. Man muss aber auch wissen, dass die Arbeitsins­pektoren20­16rund 68.000 Kontrollen durchgefüh­rtundledig­lich1500St­rafanzeige­n erstattet haben.

Schellhorn­willesaber­genau wissen. Er hat an die Sozialmini­sterin und auch an denFinanzm­inisterAnf­ragen gestellt, welche „Zielvorgab­en“für Arbeitsins­pektoren und Finanzprüf­er gelten.

„Es gibt keine Mehrergebn­isvorgaben“, kontert Johannes Pasquali, Sprecher des Finanzmini­steriums. „Als moderne Verwaltung, die nach wirtschaft­lichen Grundsätze­n arbeitet, haben wir ressourcen­effiziente Planungen von Prüfungen und Fallkennza­hlen. Bei uns spielen auch Erfahrungs­werte eine Rolle.“Prüfungen, bei denen recht rasch steuerredl­iches Verhalten festgestel­lt werde, werden auch rasch beendet, um freie Kapazitäte­n für andere Prüffälle zu haben.

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Ein Erlass des Sozialmini­steriums mit einem bitteren Beigeschma­ck: Auftrag an die Arbeitsins­pektoren
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 ??  ?? Neos-Politiker Sepp Schellhorn fordert nun Aufklärung
Neos-Politiker Sepp Schellhorn fordert nun Aufklärung
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