„Ich muss erst verstehen, was passiert ist“
Sofia Goggia. Die 25-Jährige gewann als erste Italienerin eine olympische Abfahrt
Vor acht Jahren war Sofia Goggia wieder einmal verletzt. Die Italienerin, damals 17Jahrejung, lagdaheimauf der Couch, und sie sah im Fernsehen, wie LindseyVonn bei Olympia in Vancouver Gold in der Abfahrt holte. „Damals habe ich mir gewünscht, dass ich einmal gegen sie fahren darf.“
Im vergangenen Jahr besiegte sie Lindsey Vonn, als sie ihre ersten beiden Weltcup-Erfolge feierte – bei der Olympia-Generalprobe in Jeongseon, erst in der Abfahrt, dann im Super-G. Und nun ist Sofia Goggia Olympiasiegerin. In der Abfahrt. Als erste Italienerin.
Wer nun einen der legendären Gefühlsausbrüche der 25-Jährigen aus der Nähe von Bergamo erwartete, der wartete vergebens. „Ich bin ein Vulkan, ja, und ich werde auch noch ausbrechen“, sagte Goggia, „aber dafür muss ich erst einmal verstehen, was da heute passiert ist“.
Als kleine Gedankenstütze: Goggia startete mit Nummer fünf und setzte sich nach 1:39,22 Minuten an die Spitze. Lindsey Vonn brauchte mit Startnummer sieben 47 Hundertstelsekunden länger. Und dann kam mit Nummer 19 Ragnhild Mowinckel und sorgte für Spannung: Eine Zehntelsekunde Rückstand bei der vierten Zwischenzeit, vier Hundertstel bei der fünften – am Ende fehlten der 25-Jährigen neun Hundertstel auf Gold. Diese Silbermedaille war eine norwegische Premiere, und schon im Riesenslalom hatte Mowinckel ja Silber geholt.
Ganz bei sich
„Heute war ein guter Tag, ich war wirklich fokussiert“, sagte die Olympiasiegerin. „Es ging nicht um eine Medaille, nicht um den Sieg, nicht um die anderen, es ging nur um mich, mein Skifahren und meine Abfahrt. Nach dem Training am Dienstag wusste ich, wie ich heute fahren will, und das habe ich geschafft. Ich habe keinen Fehler gemacht, daswardiebesteGoggia der Geschichte.“
Lindsey Vonn „wusste, dass sie heute diejenige sein würde, die ich schlagen muss. Ichhabeallesgegeben, was ich hatte, es war wirklich einesaubereFahrt, wieichsie geplant hatte, aber vielleicht war ich zu präzise auf der Linie. Ich bin aber extrem stolz, wiederaufdemPodestzustehen in meiner letzten Olympia-Abfahrt.“Zumalsieeinen weiteren Rekord geholt hat – als älteste Medaillengewinnerin bei Winterspielen.
Die33-JährigewurdeAugenzeugin, wieRagnhildMowinckel die bereits sechste Olympia-Medaille für die AlpinenausdemhohenNorden holte. „Ich habe natürlich TippsvonAkselLundSvindal und Kjetil Jansrud bekommen“, sagte die 25-Jährige aus Molde lachend, „und ich habe alles gemacht, was sie mirgesagthaben. Ichglaube, es ist einfach unsere Mentalität: Du hast diese eine Chance, gib einfach dein Bestes.“