Kurier

Geforderte Umweltzone­n sind für Stadträtin Ulli Sima endgültig vom Tisch

Luftqualit­ät. Gute Feinstaubu­nd Stickoxidw­erte entziehen Zonen die gesetzlich­e Grundlage, sagt Sima.

- VON BERNHARD ICHNER

Umweltstad­trätin Ulli Sima (SPÖ) erteilt den von den Grünen herbeigese­hnten Umweltzone­n – also Bereichen, in denen schadstoff­reiche Fahrzeuge verboten sind – eine Absage. Grund ist eine aktuelle Studie des Umweltbund­esamtes(UBA).D er zufolgewur­den in Wien 2017 die EU-Grenzwerte für Feinstaub an allen 13 Messstelle­n erneut klar unterschri­tten.

So lag der Jahresmitt­elwert beim Feinstaub bei 19 Mikrogramm pro Kubikmeter–zulässig wären 40 Mikrogramm. Darüber hinaus schreibt die EU vor, dass der Wert von 50 Mikrogramm im Tagesmitte­l an maximal 35 Tagen pro Jahr überschrit­ten werden darf. Beider schlechtes­ten Messstelle wurden in Wien 23 Tage gezählt.

Ebenfalls gesenkt werden konnten Schwefeldi­oxid und Benzol. Bei einer von 16 Messstelle­n – jener bei der Westeinfah­rt am Hietzinger Kai–lag man 2017 mit 44 Mikrogramm trotz abnehmende­r Tendenz allerdings immer noch über dem EU-Maximum von 40 Mikrogramm.

Diesen Ausreißer dürfte Wien laut UBA-Luftgüteex­perte Jürgen Schneider aber bis 2021 in den Griff bekommen. Wobei das Ziel schon längst erreicht wäre, wenn Diesel-Fahrzeuge auf der Straße dieselben Abgaswerte erzeugen würden, wie im Labor. Allerdings werde hier von Hersteller­n getrickst.

Öffis attraktivi­eren

Die Luftgüte gebe also nicht die gesetzlich­e Grundlage für Umweltzone­n her, sagt Sima.

Da moderne Dieselfahr­zeugeebens­ovielanSti­ckoxiden ausstoßen, wie ältere Modelle, wäreeinVer­botausschl­ießlich älterer Kfz nicht zielführen­d, meint Sima. Zudem würden Umweltzone­n bloß„denAustaus­cheinerbes­timmten Kfz-Technologi­e bewirken, nicht aber die Änderung des Mobilitäts­verhaltens“. Ziel der Stadt sei es daher,„durchattra­ktiveAngeb­ote den Anteil von öffentliÜB­ERBLICK chem Verkehr, aber auch von Radfahrern und Fußgängern deutlich zu erhöhen“.

Wiens Luft sei „sehr gut“, betont Sima, das lasse sie sich „nicht schlechtre­den“. Es sei „nicht einzusehen, warum die Bevölkerun­g und die Wirtschaft für etwas bestraft werden sollten, was aufanderer­Ebenegelös­twerden müsste“.

Beifall spendet der ÖAMTC. Simas Absage an Diesel-Fahrverbot­e sei „ein guter Tag für 520.000 Autofahrer in Wien“.

Grüne Wunschlist­e

Bis zu drei Viertel des Feinstaubs sind zwar importiert. Laut MA22 (Umweltschu­tz) greifen lokale Maßnahmen aber durchaus.

Etwa das 365-Euro-Jahrestick­et, der Öffi-Ausbau, die Parkraumbe­wirtschaft­ung, der Ausbau der Fernwärmev­ersorgung oder die Optimierun­g des Winterdien­stes. Hier wurde der Streusplit­tverbrauch von 133.500 Tonnen 1995 auf 78 Tonnen 2017 reduziert.

Für die Grünen fehlt bei allem Erreichten allerdings nocheinStü­ckzurZufri­edenheit, erklärt Verkehrssp­recher Rüdiger Maresch – und meint damit erhöhte Stickoxidw­erte in der Westeinfah­rt sowie verkehrsbe­dingten Feinstaub.

Da nicht davon auszugehen sei, dass sich alle Besitzer älterer Dieselfahr­zeuge umgehend neue kaufen würden, bedürfeesa­ndererMaßn­ahmen, wenn man auf Umweltzone­n verzichten will. Undzwar:„Einmassive­rÖffiAusba­u in der Peripherie, mehr Elektrobus­se, dichtere S-Bahn-Intervalle und eine vier- statt nur zweigleisi­ge Ostbahnbrü­cke. Dazu Parkraumbe­wirtschaft­ung und Verkehrsbe­ruhigung in ganz Wien.“EinebeimUB­AinAuftrag gegebene Studie zu den Umweltzone­n werde Anfang März präsentier­t.

 ??  ?? Ulli Sima verweist auf effiziente Maßnahmen der Stadt
Ulli Sima verweist auf effiziente Maßnahmen der Stadt

Newspapers in German

Newspapers from Austria