Kurier

Mord in der Jägerstraß­e: Familie des Opfers sucht nach Zeugen

Neuer Prozess. Im ersten Verfahren wurde Verdächtig­er freigespro­chen. Ab 1. März wird neu verhandelt.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

„Wenn Sie Igor gekannt hätten“, sagt sein Freund. „Er hat niemandem etwas getan, er war sehr humorvoll.“: Igor Z. wurde am vergangene­n Ostersonnt­ag vor der Blanco Bar in der Jägerstraß­e in Wien-Brigittena­u erschossen. Doch die Beweislage ist verwirrend. In einem ersten Prozess wurde der Verdächtig­e ShkelzenD. von den Geschworen­en frei ge- sprochen. Die Berufsrich­ter werteten das als klare Fehlentsch­eidung und hoben das Urteil auf. Am 1. März wird neu verhandelt.

Verständni­slos

Das soll nicht noch einmal passieren, sagt sein Freund (er will anonym bleiben). Deshalb hat er in Absprache mit der Familie einen Zeugenaufr­uf gestartet: „Jeder Hinweis zur Tat kann hilfreich sein“, appelliert er. Denn, so die Befürchtun­g: „Wenn sich keine neuen Zeugen finden, die ihn als Täter identifizi­eren, wird er wieder frei gesprochen.“

DasersteUr­teil hätten Familie und Freunde „schockiert und verständni­slos“aufgenomme­n. Man sei von der Schuld Shkelzen D.’s überzeugt. „Er hat es selbst vor der Polizei zugegeben.“

Das Geständnis gab es tatsächlic­h. Unmittelba­r nach der Tat stellte sich der Verdächtig­e mit den Worten: „Ich habe die Scheiße gerade gemacht in der Jägerstraß­e.“Doch auch dar angibt es Zweifel–Verwandte vermuteten, dass Shkelzen D. jemanden decken wollte.

Schmauchsp­uren fand man keine an dem Angeklagte­n. Und das, obwohl eineKr im inal technikeri­n die verwendete Waffe eine„ Dreck schleuder“nannte. Auch der Schusskana­l sorgte für Irritation­en. Er verlief extrem schräg, laut Gerichts medizinerm­uss das Opfer am Boden gelegen sein. Doch keiner der befragten Zeugen schildert die Tat entspreche­nd.

Die Anklage wurde nicht modifizier­t, keine weiteren Ermittlung­en eingeleite­t. Neue Geschworen­e und neue Richter werden den Fall noch einmal beurteilen. „An der Beweislage hat sich nichts geändert. Also kann es auch kein neues Ergebnis geben“, sagen die Anwälte Werner Tomanek und Philipp Wolm.

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Der 26-jährige Igor Z. starb am Ostersonnt­ag vor der Blanco-Bar in Wien-Brigittena­u

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