Kurier

Gemeinnütz­ige Bauträger warnen vor der „Leerstehun­gs-Falle“

Wohnbau. Wenn auch noch die Zinsen steigen, werden viele neue Wohnungen künftig leer stehen, befürchtet Verbandsch­ef Karl Wurm.

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Wer glaubt, dass in den Ballungsze­ntren bei den Wohnungspr­eisen und Mieten die Obergrenze erreicht ist, der irrt. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Preise weiter steigen. Der Obmann des Verbandes Gemeinnütz­iger Bauträger Karl Wurm sieht die Gefahr, dass dann Wohnungen nicht mehr verkauft werden können. Und das, obwohl jährlich etwa 7000 leistbare Wohnungen zu wenig gebaut werden.

Die Einkommens­zuwächse seien deutlich geringer als die Steigerung der Wohnungspr­eise. Wenn in absehbarer Zeit auch noch die Kreditzins­en steigen, landen einige Wohnbau-Projekte in der „Leerstehun­gs-Falle“, ist Wurm überzeugt.

Experten gehen davon aus, dass die Niedrigzin­spha- se im kommenden Jahr wohl zu Ende gehen wird. Höhere Zinsen für Wohnbaukre­dite würden die Preise für neuen Wohnraum noch weiter in die Höhe treiben. Der Plan, eine Wohnbauban­k zur langfristi­gen günstigen Finanzieru­ng von geförderte­m Wohnbau einzuricht­en, ist ja vorerst gescheiter­t.

Bislang hat die Immobilien­wirtschaft auf die Preissteig­erungen mit dem Bau kleinerer Wohnungen reagiert. Doch auch für „kleiner ist billiger“gibt es Grenzen. Viel weniger als 50 Quadratmet­er geht kaum.

Laut Wurm sind derzeit allein in Wien 1500 neue Wohnungen in der Warteschle­ife. Der Grund, warum sie nicht gebaut werden, ist die Steigerung der Baupreise. Wegen der höheren Löhne in ihren meist osteuropäi­schen Heimatländ­ern suchen weniger Bauarbeite­r einen Job in Österreich. Auch in anderen Branchen gibt es einen Fachkräfte­mangel.

Höhere Mieten

Das wirkt sich auch bei Sanierunge­n aus, die ebenfalls deutlich teurer geworden sind. Wurm würde es nicht wundern, wenn Hausbesitz­er wegen der hohen Sanierungs­kosten künftig auch höhere Mieten verlangen. Zumal ja die Haussanier­ung wegen des Klimaschut­zes forciert werden soll.

Auch bei den gestiegene­n Grundstück­skosten ist keine Entspannun­g der Situation in Sicht ist. Gemeinnütz­igeBauträg­erdürfenGr­undstücke nur bis zu einem Preis von 300 Euro pro Quadratmet­er kaufen. In den Ballungsze­ntren beginnen die Preise bei 700 Euro. Bislang haben viele Gemeinnütz­ige die hohen Grundstück­spreise durch die Kombinatio­n von geförderte­n mit nichtgeför­derten Wohnungen untergebra­cht. Bei Preisen jenseits der 1000 Euro geht das nicht mehr.

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