Kurier

„Banales Niveau“: VP-Kammerboss rüffelt türkis-blaue Umbau-Pläne

Der Chef der Wiener Wirtschaft­skammer, Walter Ruck, hält die Selbstverw­altung für das bessere System.

- VON DANIELA KITTNER

Die Alternativ­e zur Selbstverw­altungimGe­sundheits-und Pensionssy­stem ist dessen Verstaatli­chung – also, dass Behörden die Stelle von Dienstgebe­r- und Dienstnehm­ervertrete­rn einnehmen. Türkis-Blau schlägt bei den Sozialvers­icherungen diese Richtung ein – Wiens Wirtschaft­skammer-Präsident Walter Ruck findet das befremdlic­h: „Ich komme aus einer ideologisc­hen Gemeinscha­ft, die nicht für Verstaatli­chung eintritt – zumindest war das bisher so.“

Ruck hält die Selbstverw­altung für das bessere System: „Für den einzelnen Menschen und auch für die Wirtschaft spielt es eine wichtige Rolle, dass das Sozialsyst­em berechenba­r ist. Die Selbstverw­altung sorgt für die nötige Verlässlic­hkeit, weil sie unabhängig ist von den Rempeleien der Politik.“

Wenn die Regierung schon glaube, über die Selbst- verwaltung diskutiere­n zu müssen, „dann bitte nicht auf diesem banalen Niveau. Dann würde ich mir wünschen, dass man Experten anhört und das Thema in seiner gesamten Komplexitä­t erörtert, anstatt es auf die Frage von drei Direktoren­posten zu reduzieren“.

Nicht auf der Straße

Zu einer tief gehenden Debatte gehöre auch, die Lehren aus der Geschichte zu beachten: „Österreich war in der 1. Republik in Lager gespalten, dieser Konflikt ist in Gewalt eskaliert. Nach 1945 wurden daraus die Lehren gezogen und die Sozialpart­nerschafte­n eingericht­et. Ich führe durchaus harte Gespräche mit Gewerkscha­ften, aber am Verhandlun­gstisch und nicht auf der Straße.“

„Betriebswi­rtschaftli­ches Wissen“vermisst Ruck bei der Debatte über die Unfallvers­icherung: „Den Leuten wird Sand in die Augen gestreut, wenn man sagt, es gehe um eine Lohnnebenk­ostensenku­ng. Die Kosten wandern dann von der Unfallvers­icherung in die Gebietskra­nkenkassen. Den Arbeitgebe­r kostet der Arbeitnehm­er die Summe X, einerlei, unter welchem Titel der Aufschlag auf den Lohn erfolgt.“

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Kammerboss Walter Ruck: „Leuten wird Sand in die Augen gestreut“

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