Kurier

Atib hat die rote Linie längst überschrit­ten

- STEFAN KALTENBRUN­NER

Ein Verein, der eine nationalis­tische Islam-Politik verfolgt, hat in einer Demokratie nichts verloren.

Es sind Bilder, die verstören, erschütter­n und nicht mehr zu akzeptiere­n sind. In einer Wiener Atib-Moschee wurden Kinder angehalten, in Soldatenun­iform zu exerzieren und Schlachten nachzuspie­len. Neu aufgetauch­te Fotos zeigen, dass sie auch als Leichen posieren mussten, zugedeckt mit türkischen Fahnen. Die Atib, der größte türkische Moscheever­ein in Österreich, gilt als verlängert­er Arm des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdoğan in Österreich. Seit Jahren ist den Behörden bekannt, dass der Verein den politische­n Islam in Österreich propagiert und eine nationalis­tische türkische Politik verfolgt. Die Hintermänn­er sitzen unter anderem in der türkischen Botschaft, der zuständige Religionsa­ttaché nimmt seine Befehle direkt aus Ankara entgegen und gibt vor, was in den heimischen Moscheen gepredigt wird, sagen Experten. Daran konnte auch das vor wenigen Jahren beschlosse­ne Islamgeset­z nichts ändern.

Wie es scheint, haben sich die Zustände noch verschlimm­ert. Da nützt es auch wenig, wenn sich die Islamische Glaubensge­meinschaft in Österreich von den Vorkommnis­sen distanzier­t. Das ist wenig glaubhaft, zumal der Präsident selbst von der Atib ins Amt gewählt wurde, die Vorkommnis­se dürften ihm also bekannt gewesen sein. Angesichts dieser gravierend­en Vorfälle müsste die Moschee zumindest vorübergeh­end geschlosse­n werden, bis alles lückenlos geklärt ist und die Verantwort­lichen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Hier ist schlicht Gefahr in Verzug, da es um Kindeswohl geht. Zudem war es längst fällig, dass die Politik ernsthaft über ein Verbot der Atib nachdenkt. Ein Verein, der einen politisch nationalis­tischen Islam propagiert, ist mit einer westlichen Demokratie nicht vereinbar.

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