Atib hat die rote Linie längst überschritten
Ein Verein, der eine nationalistische Islam-Politik verfolgt, hat in einer Demokratie nichts verloren.
Es sind Bilder, die verstören, erschüttern und nicht mehr zu akzeptieren sind. In einer Wiener Atib-Moschee wurden Kinder angehalten, in Soldatenuniform zu exerzieren und Schlachten nachzuspielen. Neu aufgetauchte Fotos zeigen, dass sie auch als Leichen posieren mussten, zugedeckt mit türkischen Fahnen. Die Atib, der größte türkische Moscheeverein in Österreich, gilt als verlängerter Arm des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Österreich. Seit Jahren ist den Behörden bekannt, dass der Verein den politischen Islam in Österreich propagiert und eine nationalistische türkische Politik verfolgt. Die Hintermänner sitzen unter anderem in der türkischen Botschaft, der zuständige Religionsattaché nimmt seine Befehle direkt aus Ankara entgegen und gibt vor, was in den heimischen Moscheen gepredigt wird, sagen Experten. Daran konnte auch das vor wenigen Jahren beschlossene Islamgesetz nichts ändern.
Wie es scheint, haben sich die Zustände noch verschlimmert. Da nützt es auch wenig, wenn sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich von den Vorkommnissen distanziert. Das ist wenig glaubhaft, zumal der Präsident selbst von der Atib ins Amt gewählt wurde, die Vorkommnisse dürften ihm also bekannt gewesen sein. Angesichts dieser gravierenden Vorfälle müsste die Moschee zumindest vorübergehend geschlossen werden, bis alles lückenlos geklärt ist und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Hier ist schlicht Gefahr in Verzug, da es um Kindeswohl geht. Zudem war es längst fällig, dass die Politik ernsthaft über ein Verbot der Atib nachdenkt. Ein Verein, der einen politisch nationalistischen Islam propagiert, ist mit einer westlichen Demokratie nicht vereinbar.