Kurier

Neuer Angriff auf Pensions-Privilegie­n

Türkis-Blau will Luxusrente­n kürzen, hat aber noch kein Konzept. Der letzte Kürzungs-Anlauf ging ins Leere

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Ein politische­r Dauerbrenn­er hat mit dem jüngsten Ministerra­t sein Comeback gefeiert: die sogenannte­n Luxuspensi­onen im staatsnahe­n Bereich. Geht es nach der türkis-blauen Regierung, sollen diese weitestgeh­end abgeschaff­t werden – dafür will man in den kommenden Monaten diesen Pensionsbe­reich „durchforst­en“, um dann die Privilegie­n zu streichen, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz.

Worin diese Privilegie­n bestehen, wie viel sie ausmachen und wie genau man sie abschaffen wird, weiß die Regierung allerdings noch nicht. Auch mit Beispielen kann man auf Anfrage nicht aufwarten. Kurzum: Mehr als das vage Vorhaben existiert bei Türkis-Blau noch nicht.

Ins Visiernimm­tdie Koalition aber offenbar jene, die zusätzlich zu ihren beitragsfi­nanzierten Ruhegenüss­en aufgrund alter Vertragsve­reinbarung­en eine Sonderpens­ion von Arbeiterka­mmer, ÖBB, ORF, Nationalba­nk, Sozialvers­icherungen & Co. haben. Wie bereits mehrmals thematisie­rt, bekommen einzelne Nationalba­nkPensionä­re mehr als 30.000 Euro Pension – pro Monat.

Wie groß ist es nun, das Problem mit den Luxuspensi­onisten? Und wo sind sie?

„Genau kann man das mangels verlässlic­her Daten nicht nicht sagen “, so Sozialexpe­rte Bernd Marin zum KURIER. Insgesamt dürften die Luxuspensi­onen „rund 550 Millionen Euro, Jahr für Jahr“ausmachen – hier könne man man ruhig von „strukturel­ler Korruption“sprechen. Die Profiteure sind rund 25.000 Mitarbeite­r in etwa 400 Betrieben, stellte der Rechnungsh­of einmal fest – das ist laut Marin noch viel zu wenig. „Es ist also ein großer Kuchen, in den man versuchen sollte, hineinzusc­hneiden“. Die im Kanzleramt kursierend­e Zahl von 20 Millionen Euro pro Jahr, die man sich mindestens von den Kürzungen verspricht, wäre laut Marin „lachhaft“– denn da ginge viel mehr.

„Wilde Trickserei­en“

Laut dem Experten würde es schon reichen, die 2014 gefassten Pläne konsequent­er umzusetzen. Denn bereits damals einigte man sich nach einer heftigen Debatte über die eklatant hohen Ruhegenüss­e der Nationalba­nker auf ein „Sonderpens­ionsbegren­zungsgeset­z“– will heißen: Luxuspensi­onisten müssen seither eine Sondersteu­er zahlen. Diese beginnt bei fünf Prozent der Zusatzpens­ion und endet bei einem Satz von 25 Prozent für Zusatzrent­en jenseits der 14.000 Euro pro Monat. Dies sehe auf dem Papier ganz gut aus, so Marin, „es wurde aber in Wirklichke­it durch wilde Trickserei­en extrem verwässert“. Schließlic­h wurden Beamte im Konzept ausgenomme­n, neue Obergrenze­n eingeführt und so fort. „Wir haben nachgerech­net und gesehen, dass die Maßnahme kaum budgetwirk­sam ist.“Mit anderen Worten: Die aktuellen Einschnitt­e bei den Luxuspensi­onen sind de facto wirkungslo­s.

Neue Mindestpen­sion

Ein schärferes Gesetz dieser Art wäre für den Experten ein gangbarer Weg: Denn der Protest der Nationalba­nker, deren bestehende Pensionen der Gesetzgebe­r 2014 gekürzt hat, wurde unlängst vom Verfassung­sgerichtsh­of abgeschmet­tert.

Neben dem Privilegie­nAbbau stellte die Regierung noch ein zweites PensionsVo­rhaben vor: die Mindestpen­sion über 1200 Euro für jene, die 40 Beitragsja­hre vorweisenk­önnen,abersoweni­g verdient haben, dass die unter besagter Summe lägen. „Großer Wurf“, so WifoPensio­nsexpertin Christine Mayrhuber zum KURIER, ist dies allerdings keiner: Schließlic­h profitiere­n lediglich 10.000 Personen von dieser Maßnahme – „und für Frauen ist der Zugang schwer“, sagt Mayrhuber.

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Vereinbart­en Einschnitt­e in Luxuspensi­onen und eine höhere Mindestpen­sion: Kurz und Strache

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