Kurier

„Mit Saudis Region vor dem Iran retten“

Israel. Botschafte­rin für neue Allianz

- – ANDREAS SCHWARZ

„Wir haben viel, worauf wir stolz sein können“, sagt Botschafte­rin Talya Lador-Fresher anlässlich des 70. Jahrestags der Unabhängig­keit Israels. Eine Demokratie und ein moderner Staat zu sein, das sei in der Region ja schon nicht selbstvers­tändlich. Aber Israel habe sich darüber hinaus auch noch als weltweit viel beachtete Start up-Nation etabliert – „es gibt Silicon Valley, und wir sind Silicon waddi“, sagt Lador-Fresher schmunzeln­d im KURIERGesp­räch „Warum eigentlich“auf Schau-TV.

Was die Zukunft anlässlich einer Gegenwart betrifft, in der arabische Staaten immer noch im Kriegszust­and mit Israel sind, hält es die Botschafte­rin in Wien mit dem legendären Shimon Peres, dessen Protokollc­hefin sie im Präsidente­namt war: „Peres sagte, er habe in seinem Leben gelernt, dass Optimisten und Pessimiste­n beide sterben – aber der optimistis­che Weg ist der bessere.“Es gebe den Frieden mit Ägyptensei­tdemJahr19­79, den mit Jordanien seit 1994, „und wir hoffen auf dieweitere­Entwicklun­g–es ist nicht alles schwarz-weiß zur Zeit, sondern sehr viel grau“.

„Großer Durchbruch“

Dazu zählt auch das Verhältnis zu Saudi-Arabien. Dessen Kronprinz Mohammed bin Salman hat Israel kürzlich nicht anerkannt, aber die Legitimitä­t zugesproch­en, als Staat zu existieren – ein politische­r Paradigmen­wechsel der Extraklass­e, „ein echter, großer Durchbruch“.

Die Botschafte­rin weiß wohl, dass die neue Liebe der Saudis zu Israel mit dem gemeinsame­n Gottsei-bei-uns Iran zu tun hat. Der schiitisch­e Iran „ist die destabilis­ierende Macht in Nahost, nicht nur wegen der Atombombe. Sie unterstütz­t die Hisbollah (im Libanon, Anm.) und die Hamas (im Gazastreif­en, Anm.), und sie will sich in Syrien festsetzen“. Es stimme tatsächlic­h: „Es gibt ein gemeinsame­s Interesse mit SaudiArabi­en,dieRegionv­ordem Iran zu retten.“

Israel wisse sehr wohl zwischen Bevölkerun­g und Regime im Iran zu unterschei­den. Letzteres schätzten die Akteure in Europa völlig falsch ein, kritisiert die Botschafte­rin.

Der angeblich moderate Staatspräs­ident Hassan Rohani ändere nichts daran,„eristTeild­esRegimes“. Sie vergleicht ihn mit einem „Pflaster für einen Krebskrank­en“.

Zur Entscheidu­ng der israelisch­en Regierung, keine Kontakte zu FPÖ-Ministern zu unterhalte­n, sagt die Botschafte­rin, es gebe „sehr gute Beziehunge­n“zwischen Regierungs­chef Benjamin Netanjahu und Kanzler Sebastian Kurz, und die Entscheidu­ng zur FPÖ werde immer wieder evaluiert. Aber der Vorwurf an die FPÖ laute: Sie sei antisemiti­sch. Die Bemühungen H. C. Straches um ein neues Verhältnis zu Israel erkenne sie zwar an, „aber er ist nur einer in einer großen Partei. Und Bemühungen sind die eine Sache, konkrete Schritte die andere“.

Ortet sie sonst Antisemiti­smus in Österreich? Es sei von der Zeit Luegers bis Waldheim „kein leichtes Land für Juden gewesen“, aber „jetzt ist die beste Zeit, wenn es um Israelfreu­ndlichkeit geht“. Die Gefahr, dass muslimisch­e Zuwanderun­g zu einem Ansteigen von Antisemiti­smus führe, sei aber, siehe Frankreich, gegeben.

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Talya Lador-Fresher ist seit 2015 Botschafte­rin in Wien

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