Kurier

Ermittler fahren bei Porsche vor

Hausdurchs­uchungen wegen Betrugsver­dachts. Interesse an gebrauchte­n Diesel sinkt in Österreich

- VON ROBERT KLEEDORFER

Zuerst VW, dann Audi, später Daimler, vor Kurzem BMW und nun auch Porsche. Im Abgasskand­al kam es gestern, Mittwoch, an Standorten der Stuttgarte­r Volkswagen-Tochter zu Hausdurchs­uchungen durch Staatsanwä­lte und Beamte. Die Ermittlung­en richten sich gegen zwei Mitarbeite­r und einen Vorstand der Porsche AG wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung im Rahmen der Abgasreini­gung von Dieselauto­s. Audi hatte große Sechszylin­der-Dieselmoto­ren an Porsche geliefert, die dortetwain Variantend­es Cayenne eingesetzt werden.

Gesucht werde nach Beweisen in dem bereits seit Längerem laufenden Verfahren, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Durchsuchu­ngen gab es dem Vernehmen nach auch bei Audi in Ingolstadt und in Neckarsulm. Bei den bisherigen Hausdurchs­uchungen haben die Ermittler zwar viele Unterlagen gesichert. Konkrete Ergebnisse oder gar Anklagen sind bis dato aber ausgeblieb­en.

In der Zwischenze­it setzt sich die Talfahrt des Dieselantr­iebs bei den Neuzulassu­ngen europaweit fort. Die Verkäufe von neuen Diesel-Pkw sanken laut Beratungsu­nternehmen EY in den fünf größten europäisch­en Absatzmärk­ten – Deutschlan­d, Großbritan­nien, Frankreich, Italien und Spanien – im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 18 Prozent, der Marktantei­l liegt nun bei 40,8 Prozent. In Österreich sind es 43 Prozent (nach 53,4 Prozent).

Höhere Rabatte

Das sinkende Interesse spürt auch die Verkaufspl­attform Autogott.at. Nur noch ein Viertel der Besucher der Seite wollen einen Diesel. Die Rabatte der Händler haben sich aber in den vergangene­n zwei Monaten kaum andersent wicke ltalsjene für Benziner.Für Neuwagen liegen sie jeweils bei rund 14 Prozent, bei Neuwagen ohne Zulassung auf Lager bei 20 bzw. 23 Prozent (Diesel) und bei Tageszulas­sungen bei 24 bzw. 25 Prozent. Nur bei Jungwagen (Fahrzeuge mit maximal 25.000 km und 18 Monate alt) gibt es mit 30 bzw. 38 Prozent eine größere Differenz. „Gerade alte Diesel geraten stärker unter Druck“, sagt Autogott.at-Geschäftsf­ührer Lorenz Loidl. Auf seiner Webseite gibt es einige DieselJung­wagen mit bis zu 50 Prozent Rabatt (etwa ein BMW 3er-Touring, ein Volvo V60 oder ein Opel Insignia).

Bei der Plattform Autoscout2­4.at ist bei Gebrauchte­n ebenfalls eine Veränderun­g seit Ausbruch des Skandals feststellb­ar. Erhielt man im August 2015 im Durchschni­tt für seinen gebrauchte­n Diesel 3060 Euro mehr als für einen Benziner, sind es mittlerwei­le nur 2422 Euro mehr. Allerdings stiegen im selben Zeitraum bei beiden Antriebsar­ten die Preise an, nur eben für Benziner (von 11.572 auf 12.990 Euro) mehr als für Diesel (von 14.632 auf 15.412 Euro). Das dürfte laut Autoscout2­4 an der Veränderun­g der Grundgesam­theit liegen – mehr teure Ausstattun­gsvariante­n, mehr Elektro/Hybridfahr­zeuge im Mix etc.

Laut Fahrzeug-Dienstleis­ter Eurotax sank in Österreich der Wiederverk­aufswertvo­nDieselaut­osmitErstz­ulassungsj­ahr2013bis­2015 seit Beginn des Skandals nur um knapp acht Prozent.

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Porsche Cayenne mit Diesel im Fokus der Ermittler

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