Kurier

Der Putztrupp der Schummelsc­hüler

Schüler machten bei Säuberungs­aktion mit, nachdem erschliche­ne Zugangsdat­en für „zu gute Noten“sorgten

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Putzen, um Buße zu tun. Um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, rückte am gestrigen Mittwoch eine ganze Klasse der Handelsaka­demie Steyr (HAK) zur Müllsammlu­ng aus. In ihrer Nähe waren stets Kameraleut­e und Fotografen. Teenager hatten sich nämlich aus Professore­nComputern Schularbei­tsbeispiel­e erschliche­n.

Ob die Aktion etlicher Mitglieder der dritten Klasse sogar noch zu einem Gerichtste­rmin führen kann, ist derzeit noch nicht klar. Über die Zugangsdat­en zu LehrerComp­utern hatte sich eine kleine Gruppe die Aufgaben in Betriebswi­rtschaftle­hre, Englisch und Spanisch ergaunert– und von den Klassenbes­ten auch gleich lösen lassen.

Weil selbst bekannt schwache Schützling­e plötzlich bei den Klassenarb­eiten Bestleistu­ngen auswiesen, wurden die Pädagogen laut OÖ Nachrichte­n stutzig. Der schräge Coup flog auf und sorgte an der Schule für viel Aufregung. Selbst die Polizei fuhr vor und stellte Ermittlung­en an.

„In der Aufarbeitu­ng der Angelegenh­eit habe ich vorgeschla­gen, dass sich die Betroffene­n zur Wiedergutm­achung an der Aktion ,Steyr putzt‘ beteiligen. Dann hat sich gleich dieganzeKl­assesolida­rischerklä­rt und mitgemacht“, berichtet HAK-Direktorin Ute Wiesmayr. „Es gab zuerst Diskussion­en, dann haben die Schüler ihr Unrecht erkannt.“Letztendli­ch kündigte die Klasse an, als Wiedergutm­achung auch etliche Räume in derSchulef­reiwilliga­uszumalen, schildert die Leiterin.

Rummel

Durch Medienberi­chte aufmerksam geworden, wollten Mittwoch sogar Kamerateam­s vom Fernsehen die Schüler auf ihrer Sammeltour durch den Stadtteil Steyr-Tabor begleiten. „Ich habe sie gebeten, das nicht zu tun“, erzählt Wiesmayr über ihr Bemühen, die Jugendlich­en nicht an den öffentlich­en Pranger zu stellen. „Die ganze Sache war ja nicht als Publicity-Aktion gedacht.“

Der Arbeitsein­satz der Reumütigen ging allerdings dann sehr ruhig und unauffälli­g über die Bühne. Bei „Steyr putzt“sind derzeit ohnehin viele Vereine, Privatpers­onen und auch andere Schulklass­en in Sachen Stadtreini­gung unterwegs. 1960 Freiwillig­e bemühen sich so, ihre Heimatstad­t von Unrat zu säubern. Da fiel die 24 köpfige HAK-Gruppe auch gar nicht so sehr auf.

Vor allem für die Rädelsführ­er der Schummelak­tion dürfte die Sache noch nicht ganz ausgestand­en sein. Die Polizei hat die Ermittlung­en rund um den Vorwurf der missbräuch­lichen Verwendung von Passwörter­n und Daten zwar schon abgeschlos­sen. Ob es zu einer Anklage kommt, habe die Justiz aber noch nicht entschiede­n, berichtet die Direktorin.

„Es gab zuerst Diskussion­en, dann haben die Schüler aber ihr Unrecht erkannt.“Ute Wiesmayr Direktorin Hak Steyr

 ??  ?? Schulklass­e rückte zur Wiedergutm­achung aus und sammelte im Rahmen der Aktion „Steyr putzt“im Stadtteil Tabor Unrat und Müll ein. Auch Schulräume möchten die Jugendlich­e noch freiwillig ausmalen
Schulklass­e rückte zur Wiedergutm­achung aus und sammelte im Rahmen der Aktion „Steyr putzt“im Stadtteil Tabor Unrat und Müll ein. Auch Schulräume möchten die Jugendlich­e noch freiwillig ausmalen

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