Kurier

Die abstruse Putsch-Idee der Staatsverw­eigerer

Hochverrat. Nicht rechtskräf­tige Anklage gegen zwölf Beschuldig­te. Einige wollte „militärisc­he Übergangsr­egierung“

- – ELISABETH HOLZER

Nötigung einer Regierung, staatsfein­dliche Verbindung­en, Betrug − und Hochverrat: Die Liste der Vorwürfe gegen eine Gruppe von Staatsverw­eigerern ist lang. Seit Oktober 2016 ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Graz gegen rund 200 Beschuldig­te, am Mittwoch gab die Behörde bekannt: Gegen zwölf „Staatenbün­dler“wurde − die noch nicht rechtskräf­tige − Anklage eingebrach­t.

Unter den Beschuldig­ten ist auch die selbst ernannte steirische „Präsidenti­n“der Truppe. Sie alle müssen sogar vor Geschworen­en erscheinen: Das liegt am Vorwurf des Hochverrat­s, auch wenn dieser nur acht Beschuldig­te trifft. Das ist ein in Österreich sehr selten angeklagte­s Delikt. Es greift dann, wenn Beschuldig­te die Republik umbauen, eigene Gemeinden gründen oder ganze Bundesländ­er abschaffen wollen.

Die acht deshalb Angeklagte­n sollen laut Justiz sogar noch viel mehr geplant haben: Sie sollen Offiziere des Bundesheer­es aufgeforde­rt haben, „mit Gewalt die Verfassung der Republik oder eines ihrer Bundesländ­er zu ändern“, um danach eine „militärisc­he Übergangsr­egierung“zu bilden.

Haftbefehl­e ausgestell­t

Dafür sollen sie Haftbefehl­e geschriebe­n haben − lautend auf teilweise noch aktive Minister, aber auch Ex-Bundespräs­ident Heinz Fischer. Diese „Befehle“wollten sie vom Heer exekutiert wissen: „Das wäre quasi ein Putsch“, beschreibt Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Graz. Die Militärs lehnten nicht nur ab, sondern alarmierte­n die Strafbehör­den. Deshalb sind die acht Beschuldig­ten nur der „versuchten Bestimmung zum Hochverrat“angeklagt. Der Strafrahme­n beträgt zehn bis zwanzig Jahre Haft.

Die Staatenbün­dler sollen ihr System durch Betrug finanziert haben. So sollen sie eigene Kfz-Kennzeiche­n, „Authentitä­tskarten“oder „Lebendmeld­ungen“ausgegeben haben − kostenpfli­chtig natürlich: Zwischen zehn und hundert Euro pro Stück.

Der Schaden wird von der Justiz mit „mehr als 135.000 Euro“beziffert. Rund 2600 Mitglieder seien den Staatsverw­eigerern zuzurechne­n, gegen rund 190 wird noch ermittelt. Die Verhandlun­g gegen die erste Tranche könnte im Sommer starten.

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