Das Säureattentat auf den Prinzen Coburg
Mordanschlag aus Liebe. Tat einer Schauspielerin
Viel Interessantes über die Familie Coburg und ihr Wiener Palais erfährt man in dem eben erschienenen Buch „Haus der Könige. Das Wiener Palais Coburg“von Günter Fuhrmann. Die zweifellos spektakulärste Geschichte ereignete sich im Jahr 1915 und endete in einer Katastrophe.
Der 35-jährige Prinz Leopold von Sachsen-Coburg hatte sich 1913 unsterblich in die 17-jährige Schauspielerin Kamilla Rybicka, Tochter eines Wiener Polizei-Hofrats, verliebt. Er verbrachte mit ihr nicht nur intime Stunden, sondern nahm sie – wie bei einem solchen Standesunterschied unüblich – auch jeden Sonntag mit in die Augustinerkirche, wo Wiens Aristokratie in der Messe saß. Und er besuchte mit seiner Geliebten auch die Kur- und Badeorte der österreichisch-ungarischen Monarchie.
Eheversprechen
Das Entsetzen war groß, als der Prinz seiner Freundin auch die Ehe versprach. „Leopold schien ihr regelrecht verfallen zu sein“, schreibt Günter Fuhrmann in dem im Amalthea-Verlag erschienenen Buch. „Zurück in Wien, sprach er bei den Eltern des Mädchens vor, doch diese waren mehr als skeptisch. Vor allem Vater Rybiczka warnte vor einer Beziehung mit dem Prinzen. Ihm waren die strengen Hausgesetze des Hochadels bekannt, er rechnete nicht damit, dass die Familie den nächsten Majoratsherrn eine nicht standesgemäße Heirat gestatten würde.“
Genau das war auch der Fall. Dem Coburg’schen Hausgesetz entsprechend, waren Kinder nur dann erbberechtigt, wenn sie einer ebenbürtigen Ehe entstammten. Leopolds Vater, Prinz Philipp von Coburg, versuchte seinem Sohn die Mesalliance mit allen Mitteln auszureden, doch der blieb stur und wollte von seiner Kamilla nicht lassen.
Als nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs Europa im Umbruch war, wurde Leopold von Coburg der Thron als König von Mazedonien in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, dass er eine bulgarische Prinzessin heiraten würde. Nun dachte der Prinz doch daran, die Schauspielerin zu verlassen, und sein Vater bot Kamilla eine Abfindung in Millionenhöhe an, wenn sie die Beziehung mit Leopold beenden würde.
Der Mordanschlag
Am 17. Oktober 1915 sollte es in der vornehmen Wohnung in der Marokkanergasse 13, die der Prinz seiner Geliebten eingerichtet hatte, zu einer Aussprache kommen. Aber die Schauspielerin empfing Leopold mit einer Tasse Vitriolsäure, die sie ihm ins Gesicht schüttete. Dann gab sie mehrere Schüsse auf ihn ab, schoss sich selbst ins Herz und war sofort tot.
Nachbarn fanden den blutüberströmten Prinzen, der ins Spital gebracht und notoperiert wurde. Doch der erlag am 27. April 1916 den Folgen seiner schweren Verletzungen. Leopolds Leichnam wurde im Wiener Palais Coburg aufgebahrt, die Hauptlinie der Familie hatte keinen Erben mehr.