Kurier

Das Säureatten­tat auf den Prinzen Coburg

Mordanschl­ag aus Liebe. Tat einer Schauspiel­erin

- VON GEORG MARKUS georg.markus@kurier.at

Viel Interessan­tes über die Familie Coburg und ihr Wiener Palais erfährt man in dem eben erschienen­en Buch „Haus der Könige. Das Wiener Palais Coburg“von Günter Fuhrmann. Die zweifellos spektakulä­rste Geschichte ereignete sich im Jahr 1915 und endete in einer Katastroph­e.

Der 35-jährige Prinz Leopold von Sachsen-Coburg hatte sich 1913 unsterblic­h in die 17-jährige Schauspiel­erin Kamilla Rybicka, Tochter eines Wiener Polizei-Hofrats, verliebt. Er verbrachte mit ihr nicht nur intime Stunden, sondern nahm sie – wie bei einem solchen Standesunt­erschied unüblich – auch jeden Sonntag mit in die Augustiner­kirche, wo Wiens Aristokrat­ie in der Messe saß. Und er besuchte mit seiner Geliebten auch die Kur- und Badeorte der österreich­isch-ungarische­n Monarchie.

Eheverspre­chen

Das Entsetzen war groß, als der Prinz seiner Freundin auch die Ehe versprach. „Leopold schien ihr regelrecht verfallen zu sein“, schreibt Günter Fuhrmann in dem im Amalthea-Verlag erschienen­en Buch. „Zurück in Wien, sprach er bei den Eltern des Mädchens vor, doch diese waren mehr als skeptisch. Vor allem Vater Rybiczka warnte vor einer Beziehung mit dem Prinzen. Ihm waren die strengen Hausgesetz­e des Hochadels bekannt, er rechnete nicht damit, dass die Familie den nächsten Majoratshe­rrn eine nicht standesgem­äße Heirat gestatten würde.“

Genau das war auch der Fall. Dem Coburg’schen Hausgesetz entspreche­nd, waren Kinder nur dann erbberecht­igt, wenn sie einer ebenbürtig­en Ehe entstammte­n. Leopolds Vater, Prinz Philipp von Coburg, versuchte seinem Sohn die Mesallianc­e mit allen Mitteln auszureden, doch der blieb stur und wollte von seiner Kamilla nicht lassen.

Als nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs Europa im Umbruch war, wurde Leopold von Coburg der Thron als König von Mazedonien in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, dass er eine bulgarisch­e Prinzessin heiraten würde. Nun dachte der Prinz doch daran, die Schauspiel­erin zu verlassen, und sein Vater bot Kamilla eine Abfindung in Millionenh­öhe an, wenn sie die Beziehung mit Leopold beenden würde.

Der Mordanschl­ag

Am 17. Oktober 1915 sollte es in der vornehmen Wohnung in der Marokkaner­gasse 13, die der Prinz seiner Geliebten eingericht­et hatte, zu einer Aussprache kommen. Aber die Schauspiel­erin empfing Leopold mit einer Tasse Vitriolsäu­re, die sie ihm ins Gesicht schüttete. Dann gab sie mehrere Schüsse auf ihn ab, schoss sich selbst ins Herz und war sofort tot.

Nachbarn fanden den blutüberst­römten Prinzen, der ins Spital gebracht und notoperier­t wurde. Doch der erlag am 27. April 1916 den Folgen seiner schweren Verletzung­en. Leopolds Leichnam wurde im Wiener Palais Coburg aufgebahrt, die Hauptlinie der Familie hatte keinen Erben mehr.

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Mord in der Wiener Marokkaner­gasse: Prinz Leopold von Coburg
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