„Liebesg’schichten und Todessachen“– Trashiges im Bronski & Grünberg
Wien hat seit Oktober 2016 ein kleines Theater, das sich im Genre des trashigen, schrägen und bissigen Boulevards angesiedelt hat. Folglich steht der Leitspruch „Erlesener Progressiv-Boulevard“gleich oberhalb der Kasse. „Bronski & Grünberg“wurde die Spielstätte benannt. Das sind die Namen der zwei Speerträger aus „Hamlet“, die Ernst Lubitsch für seinen Film „Sein oder Nichtsein“verwendet hat. Privat finanziert und in Eigenverwaltung der Gründer und Kreativen ist diese Initiative so ungewöhnlich mutig wie löblich. Bei der kleinen Anzahl an Sitzplätzen wird der Fortbestand nicht nur durch Spendenaufrufe gesichert werden können, sondern hoffentlich auch durch Kulturmittel.
Freche Handpuppen
Derzeit gastiert die AustroBritin Barbara Spitz (bekannt aus „The Rocky Horror Show“, „Muttertag“, „Homesick“) mit ihrem Solo „Liebesg’schichten und Todessachen“, unterstützt von Otmar Binder am Klavier, Regie führt der Unterhaltungs-Profi Andy Halwaxx. Das Stück thematisiert den Tod und Begräbnisrituale sowie das bizarre Ableben ihrer Eltern.
Aufgelockert wird der Abend durch zwei freche Handpuppen und dunkle Wienerlieder. Eine gehörige Portion Jiddisch in Sprache und Gestus kommt auch noch dazu. Fertig ist eine vergnügliche, morbide, sentimentale Mischung an öffentlicher Trauerbewältigung. Man merkt, wie nahe Barbara Spitz der Tod ihrer Eltern Bob und Susi noch immer geht … Wiener Theaterbesucher können sich glücklich schätzen, dass das solitäre Multitalent Barbara Spitz in ihrer Stadt beheimatet ist. Vom Typus her denken Musical-Spezialisten bei Spitz an ShowGrößen wie Barbara Cook oder noch mehr an Lea Delaria. Spitz ist genau so gut (wenn nicht besser), aber sie lebt in Wien und genau das gereicht ihr zum Nachteil für eine internationale Karriere. Zu sehen ist Barbara Spitz auch noch in „Anatevka“, der umjubelten Inszenierung von Barrie Kosky an der Komischen Oper in Berlin. KURIER-Wertung: