Kurier

Türkises Tiefstapel­n im Duett

Wahlkampf-Finale. Salzburg-Landeschef will nur ein Plus sehen, ÖVP-Chef „starken Partner“

- VON THOMAS SENDLHOFER

Eine Live-Fragerunde im Internet mit dem Landeshaup­tmann, Teilnahme an einer Abendveran­staltung im Flachgau und ein Auftritt beim „Auftakt zum Endspurt“im Freiwillig­enbüro am nächsten Vormittag: Keine zwei Wochen nach dem Wahlkampf-Auftakt der ÖVP, für den er eigens seine China-Reise verschoben hatte, ist Bundeskanz­ler Sebastian Kurz erneut nach Salzburg gereist, um für Wilfried Haslauer die Werbetromm­el zu rühren. „Für mich als Bundeskanz­ler ist es wichtig, starke Partner zu haben. Gerade Salzburg ist gut auf dem Weg. Davon profitiere­n wir auch als Bundesregi­erung“, rechtferti­gt Kurz den Aufwand für seinen „wichtigen Gesprächsp­artner und Ratgeber“.

Bescheiden­e Wahlziele

Und auch am Sonntag will Kurz nach Salzburg reisen, um sich mit seinen Parteifreu­nden für den nächsten Wahlerfolg feiern zu lassen. „Wenn ein Plus vor dem Ergebnis steht, bin ich zufrieden“, stapelt der Kanzler tief. Auch Wilfried Haslauer will sich trotz Umfragen, die die ÖVP bei bis zu 40 Prozent sehen, nicht wesentlich wei- ter aus dem Fenster lehnen – sein Ziel hat er zu Beginn des Wahlkampfe­s mit einem Drittel der Stimmen definiert.

Bei der vorgezogen­en Landtagswa­hl nach dem Finanzskan­dal 2013 hatte seine ÖVP 29 Prozent erreicht. „Ein Zugewinn von vier, fünf Prozent ist ja nicht wenig zu erreichen. Das geht nicht von selbst, daher arbeiten wir noch bis Samstagabe­nd“, meint Haslauer. Die 36,5 Prozent, die er bereits 2009 als ÖVP-Spitzenkan­didat und damaliger Stellvertr­eter von Landeshaup­tfrau Gabi Burgstalle­r (SPÖ) eingefahre­n hatte, will der nunmehrige Landeschef nicht als Messlatte sehen. „Es sind mehr Parteien am Start, der Landtag ist bunter geworden“, meint Haslauer.

Ob er die zumindest nach außen weitestgeh­end friktionsf­reie Zusammenar­beit mit den Grünen fortsetzt, ist völlig offen. Einen Startvorte­il habe der bisherige Partner durch die bestehende­n schwarz-grünen Bündnisse in Tirol und Vorarlberg nicht, Stichwort Westachse: Die Konstellat­ionen in den einzelnen Bundesländ­ern würden „keine Rolle“spielen, sagt Haslauer.

Der 61-Jährige hat angekündig­t, nach der Wahl mit allenParte­ienGespräc­heführen zu wollen. Warnungen, wie sie etwa Neos-Spitzenkan­didat Sepp Schellhorn ausgegeben hatte – der Bundeskanz­ler würde Zurufe oder Befehle an die Salzburger Landespart­ei für einen schwarz-blauen Ableger erteilen – weist Kurz zurück.

„Haslauer sucht aus“

„Richtig ist, dass Wilfried Haslauer es sich als Chef aussucht, mit welchem Partner er für Salzburg am besten arbeiten kann. Der Landeshaup­tmann wird eine gute und richtige Entscheidu­ng treffen“, meint Kurz. Wir reden hier als Bundespart­ei überhaupt nicht mit.“

Bei derzeit strittigen Themen wie der Zusammenle­gung der Gebietskas­sen oder einer bundesweit­en Regelung der Mindestsic­herung steht der Landeshaup­tmann hinter den Vorhaben der ÖVPFPÖ-Regierung. Für die noch zur Debatte stehende Gegenfinan­zierung des abgeschaff­ten Pf legeregres­ses – neben anderen Landespart­eien hatte auch die Salzburger ÖVP vehement die Kostenüber­nahme durch den Bund gefordert („Wer anschafft, der zahlt“) – verspricht Kurz: „Wir haben immer klar gesagt, der Bund wird die entstanden­en Mehrkosten tragen.“

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„Gesprächsp­artner und Ratgeber“: Wilfried Haslauer gilt als Vertrauter von Kanzler Sebastian Kurz

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